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Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach heiratete am 21. Januar 1509 in Gyula Beatrix de Frangepan und durch seine Frau, wurde Georg eine der mächtigsten Großgrundbesitzer in Ungarn. Die Burg Hunyadi war Residenz. Nach Beatix Tod, ein Jahr nach der Vermählung, veräußerte Georg den größten Teil der ungarischen Besitzungen, es war der erste Ansturm der Türken, und erwarb dafür Herrschaften in Schlesien.
Mit Kaufvertrag am 15. Mai 1523 erwarb er mit der Kaufsumme von 58.900 ungarische Gulden für die Städte Jägerndorf und Leobschütz, die Feste Lobenstein und die Ortschaften. Hierauf entläßt Georg von Schellenberg die Stände, Städte und Einwohner des Fürstenthums Jägerndorf der Unterthanenpflicht, und König Ludwig belehnt ihn, Georg, mit dem Lande, was König Ferdinand am 1. Juni 1532 bestätigt. Dazu kam nach dem Erbanfall die Stadt Ratibor, Schloß und Stadt Oderberg und die Herrschaft Beuthen.
Georg war ein gerechter, leutseliger und charakterfester Fürst, der Jägerndorf „herzlich liebte und unter welchen die Stadt männiglich zugenommen hat". Der Jägerndorfer Stadtschreiber Schickfuß sagt von ihm, er wäre ein gottesfürchtiger, gütiger und wohlthätiger Herr gewesen, daß ihm alle Welt günstig gewesen sei und daß man noch lange Zeit seiner am selbigen Orte und sonsten rühmlich und bestens gedacht und ihm viel Gutes nachgerühmt habe.
Weit weniger als die Bürgerschaft waren die Edelleute mit seiner Regierung einverstanden, hob er doch das Landrecht auf, da er „Mangel befunden" und hatte vor, eine neue Landesordnung einzuführen, wurde aber in seinem Vorhaben durch den Tod verhindert
Foto: Brunnen vor dem Stadthaus Markgraf Georg, Herzog von Jägerndorf in der Ritterrüstung mit Marschallstab
Georg war dreimal verheiratet und besaß fünf Töchter:
Seinem Ende sich nahe fühlend, setzt er im Jahre 1543 zum Erben seiner Länder, Leute, Schlösser, Städte, Flecken und Güter die ihm erblich oder pfandweise zugehören, seinen einzigen Sohn Georg Friedrich ein.
Nachruf auf Herzog Georg des Jägerndorfer Stadtschreibers im ältesten Stadtbuch
"Im 1543. Jahre, den 21. Tag Decembris, Mittwoch Johannis Evangelistae, ist der Durchlauchtige, hochgeborene Fürst und Herr, Herr George, Markgraf zu Brandenburg und Herzog in Schlesien zu Jägerndorf, unser gnädiger Herr und lieber Vater, von dieser Welt abgeschieden, die diese Stadt herzlich geliebet und alle die Privilegia und Gerechtigkeiten durch König Ludovicum seligen Gedächtnis bestätigt und confirmieret, der auch die Bürger und Stadtrat dem evangelischen Glauben übergeführet und das Schoss von Grund aus neu erbauet, unter welchen dero fürstlichen Gnaden bemelte Stadt merklich zugenommen und wiederub Türme, Tore, Mauern und Pasteien aufgerichte und erbauet.
Der Seelen wolle der allmächtige, gütige Gott gnädig und barmherzig sein. Amen."
Aus G. Biermann Troppau 1874 - Verlag des schlesischen Landesausschusses
Zeittafel unter Markgraf Georg der Fromme
geb. am 4. März 1484 in Ansbach
1482
faßten die Brandenburger Hohenzollern zum erstenmal Fuß in Schlesien.
1500 bis 1550:
Ende der Wüstungszeit in Schlesien.
1500 bis 1600:
Neubelebung des schlesischen Bergbaues. Erzfunde an vielen Orten.
1510 bis 1550:
Gründung zahlreicher freier Bergstädte, z.B. 1526 des unter dem Oberhauptmann von Jägerndorf stehenden Ortes Tarnowitz.
1515:
Erbverbrüderung zwischen dem böhmisch-ungarischen Jagellonenzweig und den österreichischen Habsburgern.
1523:
Markgraf Georg der Fromme von Ansbach-Brandenburg aus dem Geschlecht der Hohenzollern erwirbt käuflich das Herzogtum Jägerndorf.
1526:
Herzog Georg von Jägerndorf zog mit 15000 Jägerndorfer Soldaten in die Schlacht bei Mohacs an der Donau am 29.8.1526 gegen die Türken unter Süleyman I. Gefallen ist König Ludwig II von Böhmen und Ungarn.
1526:
Nach dem Tode des böhmischen Königs Ludwig II aus dem Hause der Jagellonen fällt Schlesien mit Böhmen und Mähren an die Habsburger.
1526:
vergrößert Markgraf Georg seinen schlesischen Besitz durch die freie Standesherrschaft Beuthen – Tarnowitz – Oderberg.
1527:
Einführung des Protestantismus im Herzogtum Jägerndorf.
1530:
Erbaut der Ansbacher Baumeister Hans Behaim von Grund auf das Jägerndorfer Schloß.
1532:
Erwirbt Markgraf Georg im Pfandbesitz die Herzogtümer Oppeln und Ratibor.
1535:
Erbauung des Schlosses Ratibor in Roth/Mittelfranken aus schlesischen Steuergeldern.
1543:
Am 27. Dezember stirbt Georg der Fromme. Vormundschaftliche Regierung für den vierjährigen Sohn Georg Friedrich.
geb. 5. April 1539 in Ansbach
Da er bei dem Tode seines Vaters erst im fünften Jahre seines Lebens stand, so leitete die Geschäfte von Ansbach aus eine vormundschaftliche Regierung, an ihrer Spitze befindet sich Markgraf Albrecht sein Oheim.
Georg Friedrich leistete am 14. April 1557 dem Kaiser Ferdinand I. in Prag den Lehenseid für das Herzogtum, und dem das Jahr darauf huldigten die Einwohner des Jägerndorfischen. Er hielt sich gleich seinem Vater meistens in Ansbach auf. Die Jägerndorfische Regierung war wegen der Entfernung ihres Herren in allen dringenden Angelegenheiten angewiesen, sich an seinen Freund, den Herzog Georg von Liegnitz-Brieg zu wenden, von dem sie sich auch wirklich sehr häufig Rat holten.
Die Zeit Georg Friedrichs als Herzog der schlesischen Besitzungen kann als solide, friedlich und auch frei von größeren religiösen und politischen Konflikten beschrieben werden. Während seiner Regierung wurden die Türme der Pfarrkirche neu aufgebaut und 1558 zu derselben Zeit vollendet als der Pfarrer Mag. Georg Triterus der Pestilenz erlag.
Georg Friedrich welcher den 26. April 1603 in Ansbach das Zeitliche segnete, hatten von seinen Räten in Jägerndorf seinen Länderbesitz in Schlesien auf das trefflichste verwalten lassen. Der Bauer, anderswo nur wenig beachtet, fand im Jägerndorfischen Schutz und Schirm bei der Regierung. In derselben Zeit, in welcher Troppau in Folge der Mißwirtschaft des Stadtrates von seiner schweren Schuldenlast fast erdrückt ward, welche Zwistigkeiten der schlimmsten Art zwischen Magistrat und Gemeinde erzeugten, hob sich der städtische Haushalt in unserem Fürstentume auf die erfreuliche Weise. Es findet sich nicht die geringste Spur, dass der Markgraf das Beispiel der Herzoge von Teschen oder selbst eines Kaiser Maximilian II. nachgeahmt hätte, welche ihre Kommunen, Teschen, Troppaus u.s.w. zu Bürgschaften und zur Vorstreckung von Kapitalien zwangen. Die Edelleute, obgleich sie in ihrer Opposition gegen den Markgrafen von dem kaiserlichen Hofe vielfach unterstütz wurden, und welche sich gegen den Willen ihres Landesfürsten ihr verbrieftes Landrecht erzwungen hatten, mussten sich dennoch den Verbesserungen in der Rechtspflege fügen, und sie sahen sich genötigt von der Meinung abzulassen, dass sie die unumschränkten Herren ihrer Untertanen seien. Auch die religiösen Streitigkeiten, welche seit Rudolf II Regimente in Mähren, im Troppauischen und anderwärts Unfrieden säten und unsägliches Unheil stifteten, sie ließen während Georg Friedrichs Regierung unser Fürstentum unberührt. Dieses zählte unstreitig zu den bestregierten Landstichen Schlesiens und des Reiches.
Wie man im Herzogtum Georg Friedrich zu schätzen wusste, geht aus einem Schreiben der Stadt Leobschütz, Herzogtum Jägerndorf, zur Abwehr von Vorwürfen tschechischer Adeliger gegen den Herzog hervor, worin es heißt:
„Uns ist weder von den beiden Fürsten Georg und Georg Friedrich noch von ihrer Regierung jemals ein Unrecht zugefügt worden, und wir danken täglich Gott, dass er uns diese Obrigkeit gegeben hat“.
Georg Friedrich war verheiratet mit Elisabeth von Brandenburg-Küstrin, und nach dessen Tod 1578, mit Sophie von Braunschweig-Lüneburg. Als Georg Friedrich am 26. April 1603 in Ansbach ohne männliche Nachkommen starb, erlosch mit ihm der Ansbach-Jägerndorfer Zweig der Linie der fränkischen Hohenzollern.
Diether Ertel, Quelle Jägerndorfer Heimatarchiv Ansbach aus Biermann Troppau und Jägerndorf
Zeittafel unter Markgraf Georg Friedrich, geb. am 5. April 1539 in Ansbach
1550 bis 1600: Spätgründungen einzelner Bergstädte.
1557: Margraf Georg Friedrich regiert selbständig.
1558: Oppeln und Ratibor gehen durch Einlösung wieder verloren.
1574: Baumeister Blasius Berwart aus Ansbach baut ein Schöpfrad im Mühlgraben des Jägerndorfer Schloßhofs und eine Röhrenwasserleitung für das Schloß und die Stadt.
Ende des 16. Jh: Streit zwischen Lutheranern und Kalvinisten; Sieg des Luthertums.
1590: wird Generalsuperintendent Adam Francisci (Franzel) aus Jägerndorf Abt und Rektor der Fürstenschule in Heilsbronn bei Ansbach.
1603: erlischt die fränkische Linie der Hohenzollern mit Georg Friedrich.
1603 bis 1606: Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg ist Herzog von Jägerndorf.
1606 bis 1622: dessen Sohn Markgraf Johann Georg Nachfolger im Herzogtum Jägerndorf.
1620: schließen sich die schlesischen Stände dem „Winterkönig“ an und werden in seine Niederlage mit hineingerissen.
1621: wird Johann Georg von Kaiser Ferdinand II geächtet.
1622: wird der katholische Fürst Liechtenstein Karl I als Nachfolger vom Kaiser eingesetzt.
Nach ersten Vorplanungen entschloß sich der Mährisch-Schlesische Sudetengebirgsverein (MSSGV) anläßlich des sechzigjährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef dem Ersten im Jahre 1897 zum Bau eines Turmes auf dem 1492 m hohen Altvater im Altvatergebirge nach den Plänen des Wiener Architekten Franz Ritter von Neumann.
1903 bewilligte die Hoch- und Deutschmeisterliche Güteradministration den Transport des erforderlichen Baumaterials über ihren Besitz am Altvater. Die Baugenehmigung wurde am 20.08.1903 erteilt und der Baubeginn war am 30.06.1904.
Bauleiter Franz Gritzner aus Freudenthal und Baumeister Franz Gröger aus Freiwaldau führten den Bau unter schwierigsten Verhältnissen oben am Altvater aus. Zum Bau wurde aus Sparsamkeitsgründen Grauwacke verwendet die am Berg gebrochen wurde.
Die Einweihung des Turmes, ursprünglich Habsburgwarte genannt, erfolgte erst im Jahre 1912 da der Bau wegen fehlender Finanzen ins Stocken geraten war. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 120.000 österreichische Kronen.
Witterungseinflüsse und mangelnde Instandhaltung während des 1. Weitkrieges setzten dem Turm stark zu, weshalb das Bezirksamt Freudenthal 1930 die Schließung veranlaßte. 3 Jahre lang führte der MSSGV danach umfangreiche Sanierungen am Turm durch und am Sonntag den 09.09.1934 wurde der Turm mit einem großen Feuerwerk wieder eingeweiht.
Es war ein stolzer Tag für Alle die zum Gelingen der Neuherrichtung des Turmes und zur Einweihungsfeier beigetragen hatten, insbesonders auch für den Hauptvorstand des MSSGV. Die Einweihung vollzog der Dechant von Freudenthal und spätere Hochmeister des Deutschen Ordens Robert Schälsky.
Ungefähr 12.000 Personen wohnten der Einweihungsfeier bei. Und etwa 1000 Sänger sangen die "Deutsche Messe" von Schubert ,Die Ehre Gottes" von Beethoven und "Unsere Berge" von E.S. Engelsberg. Im Turm befanden sich nach der Sanierung 3 Gasträume, 4 übernachtungsräume, 5 Wirtschaftsräume und erforderliche Nebenräume.
Bruno Hans Wittek hatte zur Wiedereröffnung des Turmes folgenden Festspruch verfasst:
Nun ragst du empor erhabenes Zeichen
nie hat dich die Sehnsucht so mächtig
geglaubt. Sinnbild uns allen den Armen
und Reichen bist du die Krone auf
Bergkönigs Haupt
Bist du im weiten Weltengetriebe
Markstein dem Wanderer der dich erspät
Bist du der Turm unserer Hoffnung und Liebe
bist du das Amen im Bergwaldgebet
Bist du aus mächtigen Felsen gegossen
Winde zu Vettern und Wolken zum Tanz
Steinerne Blüte die jäh sich erschlossen
wartender Wälder rauschendem Kranz
Turm unserer Sehnsucht Glüh auf überm Berge
leuchtendes Zeichen der Zeit die erfüllt
stehn deine Mauern ob allem Gezwerge
ruhn deine Felsen ein ehernes Bild
Oh! daß sich Liebe im weiten Lande
türmen möchte mein Turm wie du
wachsen und werden im festen Gewande
wetterumstoben dem Himmel zu
Auf das ein Volk, ein im Herzen versöhntes,
ragender Turm auf der Höhe sich fand
Segne dich Gott du mein turmgekröntes
herrliches Altvaterland
Nach den Einweihungsfeierlichkeiten entfaltete sich am Altvater ein noch nie erlebtes Festtreiben um den Turm herum. Für die musikalische Unterhaltung sorgten die Freudenthaler Stadtkapelle und die Nesselsdorfer Sänger mit Volks-und Stimmungsliedern. Dank der Vorsorge der Turmgastwirtschaft und in der Schäferei und einiger Würstelstände brauchte auch niemand hungern und eine zweckentfremdete Gulaschkanone schenkte Altvatertee und Engelsberger Glühwein aus. Dieser Einweihungsfeier folgte nun jährlich ein Bergfest, das letzte mal wegen des 2. Weltkrieges am 14. August 1938.
Während des 2. Weltkrieges hatte die deutsche Wehrmacht in der Nähe des Turmes eine meteorologische Station und eine Posthütte errichten lassen. Die letzte deutsche Turmwirtin war damals bis Juni 1945 Hedwig Köhler. Danach haben die Tschechen nachdem sie die Bevölkerung des Altvater- und Oppalandes aus ihrer Heimat vertrieben hatten, den Turm am Altvater verwahrlosen und verfallen lassen und 1959 abgebrochen und beseitigt.
Im Jahr 1922 hatte die „Weidegenossenschaft Teßtal" mit Sitz in Bad Groß-Ullersdorf am Südwestabhang des Altvaters einen Viehstall für Jungrinder eröffnet, die von dem Weidemeister Franz Bahr betreut wurden. Das Areal zur Beweidung reichte vom Altvatergipfel entlang der Grenze zur Herrschaft Freudenthal bis zum Peterstein. Der Almauftrieb dauerte bis ins Jahr 1943.
Die Anfänge der Realschule in Jägerndorf gehen bis in das Jahr 1850 zurück. Damals wurde an die fünfklassige Hauptschule eine zweiklassige Kommunale Unterrealschule angeschlossen. Im Schuljahr 1869/70 wurden eine dritte und 1871 eine vierte Unterrealschulklasse angeschlossen. 1876 trat eine wesentliche Änderung ein, denn die Kommunale Unterrealschule wurde in die Verwaltung des Staates übernommen. Zum ersten Direktor der neuen Deutschen Staats-Realschule in Jägerndorf wurde Prof. Josef Wünsch ernannt. Noch im Frühjahre 1876 schritt die Stadt Jägerndorf zum Bau eines neuen Realschulgebäudes mit Turnhalle nach den Bauplänen des Architekten Jan Christoph Fabich. Den Baumeistern Johann Hartel und Ernst Latzel wurden die Mauerarbeiten und Franz Czeschner die Zimmermannsarbeiten übertragen. Mit Beginn des Schuljahres 1877/78 konnte der Neubau bezogen werden.
Einer der Schüler der Deutschen Staats-Realschule in Jägerndorf war Dipl.-Ing Josef von Glatter-Götz, der am 17.11.1880 in Weißkirch Kreis Jägerndorf geboren wurde und 1924 den Orgelbaubetrieb der Gebrüder Rieger in Jägerndorf an der Rudolfstraße 58 erworben hatte und der nach dem 2. Weltkrieg ebenfalls enteignet und vertrieben wurde. Wegen des hörbaren Kanonendonners und da das Realschulgebäude beschädigt worden war musste der Unterricht am 21.01.1945 eingestellt werden. Letzter deutscher Direktor war Dr. Franz Tutsch.
Als die Tschechen 50 Jahre nach der Vertreibung der Jägerndorfer Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg das Jubiläum ihrs in dem Realschulgebäude eingerichteten Gymnasiums feiern wollten, haben Heimatvertriebene sie darauf aufmerksam gemacht, dass die Deutsche Staats-Realschule in Jägerndorf bereits in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gegründet wurde.
Josef Kinzel wurde am 04.05.1852 in Lobenstein Kreis Jägerndorf als Sohn des Bauern Franz Kinzel und dessen Ehefrau Antonia, geborene Salzmann, geboren. Auf dem elterlichen Bauernhof kam er schon seit seiner frühesten Kindheit mit der Natur in Berührung. Ein Zufall fügte es dass er, der später das Leben der Menschen künstlerisch darstellte, mit dem Bauernbefreier Hans Kudlich, der ebenfalls in Lobenstein geboren wurde, verwandt ist.
Josef Kinzel studierte in Wien an der Akademie der Bildenden Künste und ab dem 25.10.1879 an der Königlichen Akademie der Künste in München. Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde er 1883 Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit der Genremalerei, schuf aber auch Landschaftsbilder. Seit seinem 42. Lebensjahr zwang ihn eine Lähmung der rechten Hand mit seiner linken Hand zu malen.
Ab 1900 hielt sich Josef Kinzel fast ständig in der Wachau auf. Erst durch die Beschäftigung mit der Wachau erreichte er seinen künstlerischen Höhepunkt. Für das „Kronprinzenwerk"
lieferte Josef Kinzel einen Teil der Bilder über Schlesien. Auch Fürst Liechtenstein und Kaiser Franz Josef 1. erwarben seine Werke. 1903 wurde er mit der kleinen Goldenen Staatsmedaille und 1910 mit dem Drasche-Preis ausgezeichnet.
Nach dem Ersten Weltkrieg entwarf Josef Kinzel das Krotendorfer Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, welches 1924 in der Sudeten-Schlesischen Kreisstadt Jägerndorf errichtet wurde.
Gestorben ist Josef Kinzel am 04.08.1925 in Spitz an der Donau, wo er auf dem dortigen Bergfriedhof beigesetzt wurde.
Franz Kuhn Nürnberg
Obwohl ich niemals bei einer politischen Partei oder Organisation gewesen bin, wurde ich am 15. Juni.1945 in Braunsdorf von Tschechen verhaftet und in das Jägerndorfer Gerichtsgefängnis eingeliefert. Dort wurde ich ohne jeden Grund durch einige Tage hindurch wiederholt schwer mißhandelt. Da ich Tierarzt bin, erschien ich den Tschechen zur Behandlung der deutschen Mitgefangenen geeignet. Dabei bekam ich die entsetzlichen Folgen der schweren Mißhandlungen zusehen und war auch wiederholt Zeuge solcher Mißhandlungen. Die Mißhandlungen wurden mit Gummischläuchen, Stahlkabeln, Peitschen, Stuhlbeinen, Gummiknüppeln usw. vorgenommen. Jeder bekam bei einer Mißhandlung 80 bis 100 Hiebe von mehreren Leuten. Oft wurden tschechische Zivilisten von der Straße zur Vornahme solcher Mißhandlungen hereingerufen. Ich sah selbst, wie zwei Leute so zerschlagen wurden, dass sie in zwei Tagen starben. Einer davon war der Gärtner Schmalz aus Olbersdorf. Einen behandelte ich mit einen Schlüsselbein- und Oberarmbruch, der durch Schläge verursacht war. Ich beantragte Überführung in das Krankenhaus die mit den Worten „für Deutsche gebt es kein Krankenhaus" abgelehnt wurde.
Als ich eine deutsche Frau mit einer eitrigen Fußverletzung verbinden wollte, wurde ich von einem Aufseher daran gehindert, denn es ist schade um den Verbandstoff. Ich habe nach den Mißhandlungen viele Körper gesehen, die buchstäblich keinen weißen Fleck mehr aufweisen. Drei Häftlinge haben sich in der Verzweiflung wegen der ausgestandenen Mißhandlungen erhängt, darunter eine junge Frau, deren Leichnam man drei Tage trotz der großen Junihitze in der Zelle liegen ließ. Als ein Transport von 160 Mann nach Ostrau-Witkowitz abging wurden zahlreiche Häftlinge buchstäblich halbnackt mitgeschickt, da man ihnen bessere Kleidungsstücke und Schuhe abgenommen hatte. Die Verpflegung bestand nur aus Wassersuppe, die erste Woche erhielten wir pro Mann und Woche 100 g Brot, später dieselbe Mange zweimal wöchentlich.
Infolge der Unterernährung traten schwere Durchfälle auf. Es mangelte an Medikamenten und sanitären Einrichtungen. In Zellen mit 14 qm Bodenfläche waren meistens 17 einige male 32 Häftlinge untergebracht. Die Zellentüren wurden ständig verschlossen gehalten. Der Kübel zur Verrichtung der Notdurft reichte bei weiten nicht aus. An Trink- und Waschwasser erhielten wir pro Tag und Zelle einen Dreiliterkrug. Am 7.8.1945 wurde ich entlassen und durch die Bezirkskommission in Obersdorf als Tierarzt angestellt. Meine Frau war unterdessen zur landwirtschaftlichen Arbeit verschickt worden, von der sie schwere gesundheitliche Schäden davontrug. Wegen dieser wurde sie dann im März 1946 zu mir entlassen. Von unseren Sachen haben wir nie mehr etwas gesehen. Unser Aussiedlungsgepäck bestand vorwiegend aus Geschenken.
Franz Kuhn Nürnberg
Die Heiliggeist-Kirche ist die älteste Kirche in Jägerndorf. 1280 wurde der Deutschherrenorden nach Jägerndorf berufen um ein Spital für Kranke und Bedürftige mit einer Kirche zu errichten.
Mit dem Markgrafen Jost von Mähren, in dessen Besitz das Jägerndorfische im Jahre 1390 überging und schenkte das Spital A.D. 1408 den ehrbaren Ratmannen, damit sie es zum Wohle der Armen und Siechen verwalten möchten und die Altäre in demselben an fromme Priester vergeben sollten. „Der Rath der Stadt Jägerndorf gibt der Pfarrkirche S. Martin daselbst, ihrem jetzigen Pfarrer Cunscho und dessen Nachfolgers als Entschädigung für das neu gegründete Heilig Geistspital nach Wunsch des Markgrafen Jost und des Hauptmanns von Jägerndorf Johann Küchenmeister die Mühle im Dorfe Weiskirch bei Jägerndorf, befreit sie von allen Abgaben, bedingt sich aber aus, dass der jeweilige Müller der Jurisdiction der Stadt unterstehen soll - Dt. Jägerndorf 29. März 1409". Im Jahr darauf kauften die Bürger für 150 Mark das Gut Hennerwitz. Auch sonst war die Stiftung durch Schenkungen und Vermächtnisse gut fundiert, da sie auch die Einkünfte aus dem Löwenhofe und der Spitalmühle erhielt. Waren die Zeiten gut, so war auch die Versorgung der Stadtarmen reichlich, doch gab es natürlich auch Zeiten der Not und des Mangels. In einem alten Dokument von 1672 wird die nämliche Kirche zum Hl. Geist als „uralt" bezeichnet. Priester wurden genannt am 24.5.1432 wird nach dem Tode des Herrn Georg der Herr Johannes Derring eingeführt. Am 14.8.1452 wird nach der Resignation des Herren Alristen Nikolaus der Herr Stanislaus von Strelitz, Priester in Biskupitz (Diöz. Krakau) eingeführt. Das Patronat über die Hl.-Geist-Kirche besaß damals bereits die Stadt Jägerndorf.
Die alten Heiligen-Fresken im Altarraum sind sehr schön und bewundernswert. In der Kirche steht eine Riegerorgel.
Auf dem Bürgerspital stand eine lateinische Inschrift – hier in deutsch:
Bleib stehen, Wanderer! Betrachte dieses Werk und lies!
Fromme Absicht hat es nämlich von Grund auf zum Wohle der Armen erfüllt und errichtet.
Dieser Grundstein ist für die Nachwelt eingefügt worden 10. Juli 1673
Das Spitalgebäude, das bis 1945 noch seinem Zweck diente, beeindruckte durch seine massive Bauweise, die man erst im Inneren so recht wahrnehmen konnte. Die Mauern waren stark, die Räume groß und hoch. Besonders auffallend war das großzügig angelegte Stiegenhaus, das in ein weitaus größeres Bauwerk gepaßt hätte. Der Spitalgarten, eine grüne Oase inmitten der Stadt, bot besonders im Frühjahr einen erfreulichen Anblick, wenn die alten Obstbäume in voller Blüte standen. Auch im Winter wirkte der ganze Gebäudekomplex sehr idyllisch, wenn der Schnee die dunkle Gasse mit einem weißen Teppich auslegte, wenn die Dächer und Schwibbögen dicke weiße Hauben trugen.
Nach Kriegsende war seitens der Stadt geplant den hinteren rückwärtigen Teil der Heilig-Geist-Kirche als Ehrenhalle für die gefallenen Jägerndorfer Kriegshelden einzurichten, und zwar sollte jeder Gefallene eine schwarze Glastafel mit goldener Inschrift erhalten.
Nach 1945 wurde die Kirche entweiht und diente bei den Tschechen als Bar für Bier-Schnapsausschank und nach der Wende wird die Kirche als Feier-Vortrags-Konzertsaal benützt.
Diether Ertel - Quelle Jägerndorfer Heimatarchiv
1352 bis 1359 Bischof von Gurk/ Seckau Steiermark –
1359 bis 1377 Fürstbischof von Freising/München
Die Eltern von Bischof Paul waren Theoderich von Harrach +1346 und Cunigunde und entstammten einem schlesischen Rittergeschlecht in der Gegend von Jägerndorf. Sie waren sehr begütert und begründeten das Jägerndorfer Minoritenkloster. Nach weitern Angaben hieß Pauls Vater auch Peter, und er hatte die Söhne Boto, Nikolaus und Otto sowie Johann de Jegersdorf bzw. de Lobensteyn, wobei Johann identisch mit dem späteren „Bischof Paul von Jägerndorf“ ist.
Da Paul als Kaplan und „iuris peritus“ bezeichnet wird, muss er die höheren Studien absolviert haben. Er war schon früh Sekretär des Königs Ludwigs I von Ungarn. Dieser erbat für ihn im Jahre 1350 ein Kanonikat in Gran und das Archidiakonat in Neutra. Außerdem wurde er Domherr in Breslau sowie Pfarrer von Reisbach bei Regensburg und Propst von Höglwörth im Berchtesgadener Land. Seit dem 22. Mai 1351 ist er als Magister belegt.
Nach dem Tod des Gurker Bischof Ulrich von Wildhaus im Jahr 1351, wurde auf Betreiben des ungarischen Königs Ludwig, Paul von Jägerndorf von Papst Clemens VI zum Bischof ernannt. Bischof Paul wurde vom Papst mit wichtigen diplomatischen Missionen betraut, weshalb er sich kaum in seiner Diözese Gurk aufhielt. U.a. wurde er als Nuntius des Apostolischen Stuhls zu Markgraf Johann Heinrich von Mähren und Herzog Albrecht von Österreich geschickt, um die Feindseligkeiten zwischen den beiden durch Vermittlung eines Friedens zu beenden.
Am 15. Mai 1359 übertrug Papst Innozenz VI das Erzbistum Freising Paul von Jägerndorf und am 2. Juli nahm er von seiner Kathedrale Besitz. Während seiner Amtszeit als Bischof von Freising bemühte er sich, die dem Hochstift Freising unter seinen Vorgängern weggenommenen Güter in Österreich zurückzugewinnen. Wegen hoher Verschuldung musste Fürstbischof Paul 1361 zu einer befristeten Abtretung des Freisinger Anteils am Münchner Brückenzoll sich verpflichten. Zugleich verzichtete er freiwillig auf einen Teil seiner Privilegien. Während seiner Amtszeit wurde die älteste Münchner Kirche St. Peter gebaut und er weihte sie 1365 ein. Ein weiteres bekanntes Bauwerk war die Klosterkirche in Ettal die er 1370 weihte.
Erstaunlich wie breitgefächert sein Leben war. Von „Jägerndorf“ nach Ungarn, Breslau, Höglwörth, Gurk, Freising. Er muss ein fähiger Mann verschiedener Richtung gewesen sein. Nach 18-jähriger Regierung im Erzbistum Freising/München verstarb er am 23. Juli 1377. Sein Sterbe- und Bestattungsort ist ungewiss. Kurz vor seinem Tod dürfte er nach Jägerndorf gereist sein und auf dem Areal des Minoritenklosters seine letzte Ruhestätte sein.
Diether Ertel – Quelle Jägerndorfer Heimatarchiv Ansbach
Das Rosegger Denkmal war ein Ehrenmal auf dem Hanselberg nahe von Jägerndorf und Weißkirch, welches zu Ehren des Schriftstellers und Dichters Peter Rosegger errichtet wurde.
Die Ortsgruppe Jägerndorf des Reichsbundes „Deutscher Eisenbahner" errichtete im Jahre 1910 ein Rosegger – Denkmal auf dem Hanselberg auf Weißkirchner Ortsgebiet. Es wurde unter großen Festlichkeiten am 07. August des gleichen Jahres enthüllt, wobei der Reichsratsabgeordnete Dr. Heinrich von Oberleithner die Festrede hielt.
Das Denkmal stellt einen 9 m hohen Obelisk mit dem Relief – Bildnisse des Dichters in Medaillon – Form dar, und trug die Widmungsinschrift:
„Dem Dichter des Volkes die Deutschen Eisenbahner, 7. August 1910"
Die Anregung zur Errichtung des Denkmals gab der Obmann der Ortsgruppe, Bahnbeamter Ernst Walenta, den Entwurf machte Architekt und Baumeister Franz Blasch, und die Ausführung besorge die Firma Blasch und Pohl.
Warum der am 31. Juli 1843 geborene und am 26. Juli 1918 verstorbene Schriftsteller den Nobelpreis nicht bekam, darüber wird heute noch in der Fachwelt gestritten. Mindestens zweimal, 1911 und 1913, war der Volksdichter Peter Rosegger für den Literaturnobelpreis nominiert, aber geehrt wurde jeweils ein Anderer. Von tschechischer Seite war gegen Peter Rosegger seinerzeit von Tschechischen Kulturverband agiert worden.
Diether Ertel Jägerndorfer Heimatarchiv
Vor der industriellen Revolution und deren Anfänge im achtzehnten Jahrhundert stellte das Textilgewerbe den mit Abstand größten Zweig der nichtagrarischen Produktion dar. Die Ursachen hierfür waren, dass die Menschen neben Nahrung am nötigsten Kleidung brauchten und auch das Bevölkerungswachstum führte überdies zu einer erhöhten Nachfrage. Die Rohstoffe wurden damals in größerem Maße im Heimgewerbe verarbeitet. Durch Erfindungen im achtzehnten Jahrhundert erfolgte die Mechanisierung der Textilherstellung. In England erfanden die Erfinder James Hargraves eine Maschine die in der Lage war in einem Arbeitsgang Fäden zu spinnen, Edmund Cartwright den mechanischen Webstuhl und James Watt die Dampfmaschine. Die zweiten industriellen Revoluion begann mit der Erfindung der Elektrizität. Die Nutzung von Computern und die Digitalisieung und das Internet prägen die dritte und vierte industriell Revolution.
Die ersten Spinnmaschinen aus England in der östereich-Ungarischen Monrchie ließ 1797 Johann Josef Leitenberger in seiner Manufaktur im nordböhmischen Wernstadt aufstellen.
Im schlesischen Anteil der Östrreich-Ungarischen Monarchie wurde am 11.11.181 O in Jägerndorf Alois Larisch geboren. Er war der Sohn des Gastwirts Josef Larisch in Jägerndorf und dessen Gattin Theresia Gerstberge aus Krotendorf, Nach der Grundschule absolvierte Alois Larisch von 1825 bis 1828 eine Tuchmacherlehre und erhielt 1831 von der Jägerndorfer Tuchmacherzunft den Meisterbrief ausgehändigt. In Jägerndorf arbeiteten damals bereits zahlreiche andere Tuchmachermeister. Der junge Tuchmachermeister Alois Larisch, richtete 1831 in Jägerndorf im Rückgebäude eines Schankhauss, welches er erworben hatte, eine Handweberei ein, zu der später noch eine Tuchwäscherei und eine Färberei kamen. Nachdem Alois Larisch seine Manufaktur eingerichate hatte gründete er seinen Hausstand und heiratete 1833 Johanna Pauler, die Tochter des Jägerndorfer Tuchmachermeisters lgnaz Pauler und dessen Gattin Johanna Weigel.
Seine Weberei, die Tuchwäscherei und Färberei in Jägerndorf ergänzte Alois Larisch noch um eine Spinnerei, die er 1841 in Weißkirch bei Jägerndorf einrichten ließ und die seit 1848 als erste in dieser Gegend mit einer Dampfmaschine betrieben wurde. Durch das maschinelle spinnnen konnte die Qualiät der Garne verbessert und verfeiner werden. Da seine Erzeugnisse gefragt waren, erwarb Alois Larisch 1857 Von der fürstlich Lichensteinschen Kammerverwaltung südlich des Jägerndorfer Schlosses und unweit des Flusses Schwarze Oppa ein größeres Grundstück auf dem er eine dreigeschossige Fabrikanlage errichten ließ, deren Weberei mit sächsischen Webstühlen und einer Dampfkraftanlage ausgerüstet wurde und die im laufe der Jahre erweitert wurde. Seine Spinnerei in Weißkirch bei Jägerndorf hat Alois Larisch 1869 der Jägerndorfer Tuchmacherzunft verkauft.
Wegen seiner erfolgreichen Tätigkeit waren die Jägerndorfer Bürger der Ansicht, dass Alois Larisch das höchste Amt der Stadt ähnlich erfolgreich würde führen können und wählten ihn als Bürgermeister. Dieses Amt bekleidete Alois Larisch von 1864 bis 1872. Dabei gelang es ihm 1866 die Stadtkasse vor den Preußischen Truppen zu verbergen .. Auf seine Initiative hin wurden 1867 die freiwillige Feuerwehr und 1871 die bürgerliche Sicherheitswache ins Leben gerufen. Auch die Gründung der Jägerndorfer Sparkasse 1869, das erste Bankinstitut der Stadt, erfolgte während seiner Amtszeit. Wegen seines klugen und umsichtigen Verhaltens bei der Besetzung Jägerndorfs durch preußische Truppen, veranstaltete die Bügerschaft zu seiner Ehrung einen Fackelzug und Kaiser Franz Josef I verlieh Alois Larisch 1867 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. Während seiner Amtszeit als Bürgermeister hat Alois Larisch 1868 seine beiden älteren Söhne Alois II und Karl an seinem Unternehnmen beteiligt, welches seither als Alois Larisch & Söhne firmierte und 3 Jahre später zog sich Alois Larisch, nachdem er 60 jahre alt geworden war, zurück und übergab sein Unternehmen seinen drei Söhnen Alois II, Karl und Rudolf und lntessiert verfolgte er danach dessen weitere Entwicklung. Am 25.08.1880 ist der erfolgreiche, ehemalige jungeTuchmacherlehrling und geschätzte Alt-Bügermeister Alois Larisch in Jägerndorf verstorben. Bestattet wurde er in der Larischgrabstätte am Friedhof in Jägerndorf.
Nachdem auch die Söhne Alois II - und Karl von Alois Larisch verstorben waren, wurde deren Bruder Rudolf Alleininhaber der Firma Alois Larisch & Söhne. Rudolf Larisch hatte Klementine Lifner, die Tochter des Mühlen- und Sägewerksbesitzer Engelbert Lifner aus Bransdorf Bezirk Jägerndorf, geheiratet und deren Söhne Rudolf II und Hermann wurden nach dem Tod ihres Vaters 1912 Inhaber der Firma Alois Larisch & Söhne.
Hermann Larisch hatte 1911 Margarete Eisenbraun, Tochter des Textilindustriellen Gustav Eisenbraun in Lods geheiratet und danach 1928 Gertrud Flemmich, Tochter des Tuchfabrikanten Theodor Flemmich in Jägerndorf.
Rudolf II Larisch war seit 1911 kaufmännischer Leiter des Unternehmens Alois Larisch & Söhne und dessen Bruder Hermann der in Jägerndorf die Realschule und in Brünn die Textilschule besucht hatte, seit 1908 dessen technischer Leiter. Rudolf II - und Hermann Larisch modernisierten die Textilherstellung durch Aufstellung neuer Webstühle, Krempelund Spinnmaschinen. und einer neuen Dampfkraftanlage. Als nach dem verlorene Ersten Weltkrieg, an dem Hermann Larisch als technischer Offizier teilgenomen hatte, die Österreich-Ungarische Monarchie aufgehört hatte zu existierten, lagen das Sudetenland und Jägerndorf in der von den Tschechen und Slowaken errichteten Tschechslowakei.
Im Jahre 1929 erwarben Rudolf II - und Hermann Larisch die Tuchfabrk von Franz Kurz in Jägerndorf und nach dem Tod von Rudolf II im Jahre 1937 leitete Hermann Larisch die Firma Alois Larisch & Söhne als Alleininhaber und kaufte 1938 das Werk der Vereinigten Schafwollwarenfarbriken AG in Jägerndorf und war nunmehr mit ca, 1000 Beschäftigten der grüßte Tuchwarenhersteller im Sudetenland und einer der bedeutensten im Deutschen Reich. Im Verlauf des 2. Weltkrieges ist die Zahl der Beschäfigten jedoch erheblich gesunken.
Im Mai 1945 flüchtete Hermann Larisch aus Jägerndorf um den Tschechen nicht in die Händ zu fallen, Er hielt sich vorübergehend in Bayern und Österreich auf und übernahm 1947 in Südtirol, bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1964, die Leitung der Tuchfabrik Moessmer AG in Bruneck. In Südtirol hat Hermann Larisch im Eigenverlag zwei kleinere Broschüren mit dem Titeln „Fremdenführer für Bruneck und Corvara" und „Benimm Dich" herausgegeben, die von seiner Nichte Eleanor Siegl Kofler, die aus Mährisch-Schönberg stammt, bebildert wurden. Gestorben ist Hermann Larisch am 31.08.1975 in Bruneck. Sein Eigentum in Jägerndorf wurde wie in den Dekreten des Tschechischen Präsidenten Benesch angeordnet entschädigungslos enteignet.
Franz Rieger der in Jägerndorf die Orgelbaukunst begründete, wurde am 13.12.1812 in der Gemeinde Zossen welche sich im Landkerei Freudenthal ca. 10 Km südlich von Jägerndorf entfernt befindet geboren. Seine Eltern sind die Eheleute Franz Rieger Senior und dessen Gattin Eliabeth, geborene Simba, welche sich in Zossen, als Gärtner ihren Lebensunterhalt verdienten.
Franz Rieger besuchte in Zossen die Volksschule und in Jägerndorf die Mittelschule. Für den Beruf eines Gärtners, den sein Vater ausübte, konnt er sich nicht begeistern. Er interessierte sich, da er musikalisch war, mehr für die Musik und für die Handwerkskunst. Deshalb kam er auf die Idee sich in der Orgelbaunkust ausbilden zu lassen da sich hierbei Musik und Handwerkskunst in idealer Weise ergänzen. Da es in der näheren Umgebung damals keinen geeigneten Orgelbaumeister gab begab sich Franz Rieger in die Haupt- und Residenzstadt Wien und bewarb sich bei dem Orgelbaumeister Josef Seybert, der für seine solide Arbeit bekannt war. Josef Seybert nahm Franz Rieger als Lehrling auf. In Wien hatte er auch die Gelegenheit Orgelwerke anderer Meister und das Wiener Musikleben kenenzulernen. Nach dem Abschluß seiner Lehre ging Franz Rieger, wie es damals üblich war, auf Wanderschaft um bei verschiedenen Meistern seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Orgelbaukunst zu erweitern.
1844 legte Franz Rieger die Meisterprüfung ab und kehrte als geprüfter Orgelbaumeister 32-jährig nach Jägerndorf zurück.und richtete im Haus-Nr 8 am Oberring seine Orgelwerkstatt ein. Zur gleichen Zeit gründete er seinen Hausstand und vermählte sich mit Rosalie Schmidt die im Laufe der Jahre 9 Kinder gebar. Man beabsichtigte damals in der Burgbergkirche am Burgberg bei Jägerndorf eine neu Orgel einzurichten. Gespendet hatte die Orgel für einen Preis von 2025 ft der Wirtschafter Johann Kuhn aus Österreichisch-Komeise. Da man Franz Rieger wegen seines guten Rufes als den hierfür geeigneten Ogelbaumeister befand, bekam er den Zuschlag für dieses Vorhaben und Franz Rieger schuf seine Opus 1- Orgel für die Burgbergkirche am Burgberg bei Jägerndorf mit 20 Registern 2 Manualen und Pedal
Auch die folgenden Jahre waren erfolgreich. Bis 1873 baute Franz Rieger ca. 32 Orgeln in Östereichisch-Schlesien, Böhmen und Mähren und bereits 1852 wurde sein Unternehmen ins Handels- und Gewerbeadressbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie eingetragen und durfte sich daher „Fabrik" nennen. 1872 wurde Jägerndorf an die Eisenbahn angeschlossen wodurch sich Transporte vereinfachten und verbilligten
Franz Riegers Söhne Otto Anton, geboren am 03.03.1847 in Jägerndorf und Gustav eben- falls in Jägerndorf am 01.08.1848 geboren, die schon frühzeitig mit dem Orgelbau in Berührung kamen, sollten der Orgelbaukunst zugeführt und darin ausgebildet werden.
Sie lernten zunächst bei ihrem Vater Franz Rieger in Jägerndorf und danach bei Franz Ullmann in Wien und Balthasar Schlimmbach in Würzburg und Bamberg. Nach ihren Wanderjahren wurden sie Mitarbeiter Ihres Vaters und dem Orgelbaubetrieb in Jägerndorf gaben sie den Namen „Franz Rieger & Söhne".1873 übergab Franz Rieger den Orgelbaubetrieb seinen beiden Söhnen Otto Anton und Gustav worauf sie dessen Namen in „Gebrüder Rieger" änderten und die Orgelzählung begann wieder bei Opus 1. Ehe sie den Orgelbaubetrieb vom Vater übernahmen hatte sich Otto Anton Rieger 1873 mit Maria Richter vermählt und Gustav Rieger heiratete ein Jahr später Auguste Bolek.
Ihre Opus 1- Orgel schickten die Gebrüder Rieger 1873 zur Weltausstellung nach Wien, wo sie große Aufmerksamkeit erweckte und eine Goldmedaille errang. Auf der Weltausstellung 1878 in Paris erhielten sie ebenfalls eine Goldmedaile und das Diplom der Akademie Francaise was für die Entwicklung ihres Orgelbaubetriebes von größerer Bedeutung war weil das Bestellungen aus dem Ausland einbrachte.
Die Orgelwerkräume am Obering 8 in Jägerndorf war allmählich zu klein geworden, deshalb kauften die Gebrüder Rieger in Jägerndorf 1879 ein Grundstück in der Rudolfstaße 58 und errichteten dort ein Werkgebäude und ein Wohnhaus (Villa). Diese Baulichkeiten wurden allmählich erweitert und ausgebaut und mit modernen Maschienen ausgestattet Auch die Dampfkraft wurde genutzt. Für die Mitarbeiter wurden Wohnungen gebaut und eine Krankenkasse gegründet.
1880 zog sich Franz Rieger zurück und verfolgte interessiert den weiteren Aufstieg, den der von ihm einst gegründete Orgelbaubetrieb nahm. In Wien hatte man registriert, dass Franz Rieger zu den Pionieren des Jägerndorfer Gewerbefleißes gehörte und Kaiser Franz Josef I zeichnete ihn daher mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone am Bande aus und seine Heimat und die Orgelwelt feierten den ehemaligen Gärtnerjungen aus Zossen. Allseits geehret starb Franz Rieger am 29. 01.1886 in Jägerndorf.
Otto Anton Rieger beobachtete den Markt auf dem Gebet des Orgelbaues und begann Umgang mit Organisten und Orgelfreunden zu pflegen, erkundete neue Klangideale und ersann mit Gustav Rieger Verbesserungen und Eigenheiten, die nur Riegerorgeln aufwiesen. Unter den Verbindungen mit Organisten ragte die mit Anton Bruckner hervor, dem sie sogar eine Orgel zur Verfügung stellten. Der Eifer und Fleiß der Gebüder Rieger machte sich bemerkbar denn die Jahreserzeugung an Orgeln stieg bald rasch an, weshalb sie beeits 1890 eine Filiale in Budapst eröffnet hatten. In Wien und in Österreich-Ungarn z.B vermehrte sich die Zahl der von den Gebrüder Rieger gelieferten Orgeln ständig und man konnte sagen es gab damals in diesem Bereich keinen bedeutenden Ort, der nicht eine Riegerorgel besaß.
Die Erfolge veranlaßte die k. u. k. Monarchie Otto Anton-und Gustav Rieger 1896 zu Hoflieferanten zu ernennen und 1899 zu Rittern des Franz-Joseph-Ordens zu schlagen und Papst Leo XIII machte Otto Anton Rieger zum Ritter des Orden vom Heiligen Grab und zeichnete den Orgelbaubetrieb selbst auch mit diesem Orden aus.
Wegen dieser Erfolge waren die Jägerndorfer der Ansicht, dass Otto Anton Rieger das höchste Amt der Stadt Jägerndorf mit ähnlichem Erfolg würde führen können und wählten ihn zum Bürgermeister und am 01.06.1900 trat er dieses Amt an, das er bis zum 31.05.1903 bekleidete. Während seiner Amtzeit wurde das neue Jägerndorfer Rathaus nach Plänen der Wiener Architekten Moritz und Karl Hinträger errichtet, wobei der Rathausturm eine Kopie des Rathausturmes des Wiener Stadtbezirks Währingen ist.
Die Bauausführung erfolgte durch die Baumeistern Ernst Latzel Jägerndorf und Alois Geldner Troppau. Otto Anton Rieger konnte die Geschicke der Stadt Jägerndorf nur 3 Jahre lang leiten, denn am 12.12.1903 ist er in Jägerndorf verstorben und sein Bruder Gustav zog sich betrübt nach Wien ins Privatleben zurück und starb dort am 20.06.1919.
Otto Franz Rieger der Sohn von Otto Anton Rieger, der am 22.05.1880 in Jägerndorf geboren wurde, besuchte in Jägerndorf die Volksschule und die Realschule und im Orgelbaubetrieb seines Vaters erlernte er die Orgelbaukunst. Musikunterricht erhielt Otto Franz Rieger von dem Lehrer Josef Sladeczek und im Orgelspiel wurde er vom Kapellmeister Rudolf Sperlik unterrichtet. Er hatte sich 1907 mit Anna Maria Mayer vermählt. Nach dem Tod seines Vaters nahm er den Orgelbaubetrieb „Gebrüder Rieger" in Jägerndorf in seine Hände und mußte ihm als Betriebsleiter vorstehehen. Unter seiner Leitung bis zum 1. Weltkrieg wurden ebenso viele Orgeln gebaut wie in den Jahren vorher.
Die erfolgreiche Tätigkeit von Otto Franz Rieger wurde anerkannt, denn er wurde zum k.u.k Hoforgelbauer. sowie zum Hoflieferant ernannt und Papst Pius X verlieh ihm das Ritterkreuz des. St. Georgordens und den Titel Avvocati di San pietro. Wie sehr Otto Franz Rieger geschätzt wurde, beweist auch die Zusammenarbeit mit dem berühmten Urwalddoktor Albert Schweizer auf dem Haydenkongress 1909 in Wien mit dem er an der Gestaltung des internationalen Regulativs für den Orgelbau arbeitete.
Während des 1. Weltkrieges dachte kaum jemand an den Bau neuer Orgeln und danach lag Jägerndorf in der Tschechoslowakische Republick und Wien und ein großer Teil des bisherigen Absatzgebietes waren Ausland geworden.
Da galt es sich neu zu orientieren und anzupassen und an die Arbeit zu gehen.1919 wählten die Jägerndorfer Bürger Otto Franz Rieger ins Stadtverordneten-Kollegium und dieses übertrug ihm das Amt des Vizebürgermeisters welches er nur ein Jahr ausüben konnte, denn am 28.03.1920 starb er 40-jährig völlig unerwartet in Jägerndorf ohne einen geeigneten Erben zu hinterlassen, betrauert von seiner 37-jährigen Witwe und seinen beiden Töchtern, den Jägerndorfern und der Orgelwelt des In- und Auslandes.
Es war mehr als ein Zufall, dass der Dipl.Ing Josef von Glatter-Götz, der am 17.11.1880 in Weißkirch Kreis Jägerndorf geboren wurde nach dem 1. Weltkrieg in seine Heimat zurückkehrte. Er war ein Schulfreund von Otto Franz Rieger der ihn 1918 als Betriebsleiter angestellt hatte und der imstande war, den Orgelbaubetrieb „Gebrüder Rieger" in Jägendorf erfolgreich in die Zukunft zu leiten. Er hatte in Jägerndorf die Realschule besucht, anschließend eine militärische Ausbildung absolviert und hatte es bereits im Alter von 37 Jahren bis zum k.u.k. Oberstleutnant gebracht und war zuletzt Militäratache in der Türkei. Die Witwe Anna Maria Rieger übertrug ihm 1920 die Leitung des Orgelbaubetiebes „Gebrüder Riegern" in Jägerndorf und erteilte ihm auch die Prokura und obwohl er als Ingenieur ausgebildet war, erlernte er als Orgelbauerlehrling im eigenen Orgelbaubetrieb die Orgelbaukunst und machte danach die Meisterprüfung und kaufte 1924 den Orgelbaubetrieb „Gebrüfer Rieger".
Nach dem 1. Weltkrieg war die Zeit für Ogelbauer nicht besonders günstig, denn es gab neue Grenzen und neues Geld.1923 errichtete der Orgelbaubetrieb „Gebüder Rieger" von Josef Glatter-Götz im Stadtkino von Jägerndorf eine Kinoorgel. Erst 1925 konnte der Orgelbau mit zunächst 100 Mitarbeitern in vollem Umfang wieder aufgenommen werden und ein Jahr später wurde ca. 7 Km östlich von Jägerndorf im schlesischen Mocker ein Filialbetrieb errichtet.
Josef von Glatter Götz hatte die beiden Söhne Egon, geboren am 24.06.1911 in Jägerndorf und Josef II, geboren am 15.12.1914 in Jägerndorf, die eine Orgelbauerlehre im Orgelbaubetrieb ihres Vaters absolvierten und in Breslau und Berlin studierten. In den 1930er Jahren stiegen sie in den Orgelbauberieb ihres Vaters ein. Josef II befasste sich mit den technischen Aspekten des Orgelbaues, während sein Bruder Egon sich mit der tonale und künstlerischen Gestaltung der Orgeln befaßte. Egon ist bereits am 08.09.1940 als Soldat in Polen gefallen.1938 konnte die Orgelbaufirma „Gebrüder Rieger" von Josef Glatter-Götz ca. 66% des deutschen Geamtexports an Orgeln verzeichnen. In den Kriegsjahren von 1943 bis 1945 war der Orgelbau untersagt und es mußten Munditionskisten hergestellt werde.
Nach dem 2. Weltkrieg kamen die Tschechen und enteigneten Josef von Glatter-Götz und setzten sich ins gemachte Nest. Entschädigt haben die ihn nicht und bedankt haben die sich bei ihm für seinen Ogelbaubetrieb den er ihnen überlassen mußte, auch nicht. Er hat damals überlebt und konnte nach der Vertreibung aus Jägerndorf die Tradition der Orgelbauer Rieger die er bereits seit 1920 in Jägerndorf gepflegt hatte, 1946 in dem im Östrreichischen Vorarlberg gelegenen Schwarzach fortsetzen.
Franz.Kuhn Jägerndorf/Nürnberg
Johann Baptist Rudolf Kutschker wurde am 11. April 1810 in Wiese Kreis Jägerndorf als Sohn einer einfachen Weberfamilie geboren. Nach der Volksschule in Seifersdorf besuchte Kutschker das Gymnasium in Troppau und studierte anschließend in Olmütz Philosophie.
Danach war er Zögling des Frintaneum in Wien, wo er sich theologischen Studien widmete. Nach seiner Ausbildung in Olmütz und Wien erhielt er am 21.04.1833 in Wien die Priesterweihe und promovierte 1834 zum Dr. theol. mit der Dissertation über die gemischte Ehe.
Von 1835 bis 1852 lehrte Kutschker Moraltheologie an der Universität Olmütz und bekleidete 1844 die Würde des Rektors dieser Hochschule und wirkte daneben auch als Seelsorger. Kaiser Ferdinand I hielt sich 1848 wegen der 1848er Ereignisse in Wien in Olmütz auf, wobei ihm Kutschker begegnete. Nach dieser Begegenung wurde Kutschker
im Jahre 1851 Hof- und Burgpfarrer und zugleich erster Vorstand des Frintaneum in Wien. 1857 erfolgte die Bestellung Kutschkers als Ministerialrat im Ministerium für Kultus und Unterricht.
Kutschkers Bestreben war es den kirchlichen Frieden zu erhalten und dem Landkirchenpolitische Wirren zu ersparen. Durch seine kluge und maßvolle Haltung vermochte er Parlament und Regierung von unangemessenen Forderungen abzuhalten. Am 12.01.1876 erfolgte die Ernennung Kutschkers zum Erzbischof der Erzdiözese Wien und am 22.06.1877 die Erhebung zum Kardinal mit der Titelkirche „Sant Eusebio" durch Papst Pius IX.
Gestorben ist Kutschker am 27.01.1881 in Wien und beigesetzt wurde er in der Bischofsgruft des Wiener Stephansdoms. Später wurde in Wien die Kutschkergasse nach ihm benannt.
Josef Schinzel wurde am 15.03.1869 in Kronsdorf, einer Gemeinde im Landkreis Jägerndorf, geboren. Er war der älteste Sohn von 11 Kindern der Eheleute Josef Schinzel und dessen Gattin Josefa geborene Seichter, welche Kleinbauern in Kronsdorf waren.
Schinzel besuchte in Kronsdorf die Volksschuile, hierauf von 1880-83 das Gymnasium in Freudenthal und von 1884 bis 1888 das Erzbischöfliche Knabenseminar und das Staatsgymnasium in Kremier. Anschließend trat Schinzel in das Olmützer Priesterseminar ein, wo er sich Theologischen Studien widmete und nachdem er das Studium erfolgreich
absolviert hatte, wurde er 1892 zum Priester geweiht.
Seine Seelsorgsarbeit begann Schinzel als Kooperator 1892 in Zwittau. Dechant Pauler war dort sein Vorbild. Besonders befasster er sich mit der Arbeiterseelsorge und gründete unterstützt von Leopold Kunschak einen Katholischen Arbeiterverein der als Anstoß für die Gründung eines Katholischen Arbeiterinnenvereins durch Kaplan Karl Fritscher diente. Auch in anderen Industrieorten vor allem in Nordmähren und Schlesien wurden ähnlichen
Vereine gegründet.
1898 folgte die Berufung Schinzels als Religionslehrer nach Mährisch-Ostrau und hierauf an das deutsche Gymnasium in Kremsier, dessen Schüler er einst war. Während seines Wirkens in Mährisch-Ostrau belegte Schinzel Vorlesungen hauptsächlich in Philosophie an den Universitäten Prag und Wien.
1906 reichte Schinzel bei der Theologischen Fakultät der Universität Olmütz seine Dissertationsarbeit über das seelsorgliche Wirken in einem Industrieort ein, womit er 1910 zum Doktor der Theologie promovierte. Für den Druck des von ihm verfassten Buches mit dem Titel „ Seelsorgliches Wirken in Industrieorten der Gegenwart" wurde vom Fürstbischöflichen Konsistorium in Olmütz am 27.02.1907 die kirchliche Druckerlaubnis erteilt.
1907 und 1911 kandierte Schinzel erfolglos für einen Sitz im Abgeordnetenhaus des Reichsrates in Wien.
Nach Schinzels Rückkehr von Kremsier nach Olmütz wurde er 1913 zum Domkapitular des Metropolitankapitels zu Olmütz und 1922 zum Titularbischof von Elusa und Weihbischof der Erzdiözese Olmütz ernannt und 1923 zum Bischof geweiht. Die Ernennung Schinzels zum Domprobst von Olmütz erfolgte 1932.
1914 gründeter Schinzel den Diözesanverband der deutschen katholischen Jugend der Erzdiözese Olmütz Er engagierte sich in der Jugendfürsorge insbesondere während des 1. Weltkrieges für die eingerückten Jugendlichen. Als 1919 in Olmütz der Volksbund der deutschen Katholiken für Mähren und Schlesien gegründet wurde, wurde Schinzel zum Vorsitzenden gewählt. Ihm folgte 1927 als Vorsitzender Robert Schälsky der spätere Hochmeister des Deutschen Ordens.
Am Burgberg bei Jägerndorf hat Schinzel 1936 im Beisein des Jägerndorfer Bürgermeisters Ernst Richter die Gedenkstätte für die Schlesischen Kunstschaffenden Viktor Heger, E.S. Engelsberg (Dr.Eduard Schön) und Bruno Hans Wittek eingeweiht.
Gestorben ist Schinzel noch vor dem Ende des 2. Weltkrieges am 28.07.1944 in Olmütz und beigesetzt wurde er in der Familiengruft in Kronsdorf. Kreis Jägerndorf, Die Folgen der Beneschdekrete auch für das Erzbistum Olmütz sind ihm deshalb erspart geblieben.
Franz Kuhn Braunsdorf heute Nürnberg
Cyrill (Konstantin) 827 - 869 in Thessalonike/Nordgriechenland geboren, war ein sprachgewandter vom Patriarch Photios I in Konstantinopel ausgebildeter Theologe-Philosoph. Er kam 863 auf Bitten des mährischen Markgraf Zwentibald (Rastislaus) in die schwer bedrängte Frontregion, des ostfränkischen Reiches an die March. Bestimmt wurde die damalige politische Situation im Norden die Mongolen und im Süden die Hunnen. Da kam die Aufforderung von Papst Nikolaus I (858 - 867) an Cyrill und an seinen Bruder Diakon Method (Georg) sie sollen auf die Halbinsel Krim reisen und die Grablege von Papst Klemens I (50-101) ausfindig machen und die heiligen Gebeine/Reliquien nach Rom bringen.
Klemens I war der erste Papst und nach der Überlieferung fand in seinem Vaterhaus Nr. 97 im Keller, in der Nähe des Kolosseums in Rom, mit den Aposteln Petrus und Paulus Eucharistiefeiern statt. Klemens war eng befreundet mit Paulus von Tarsus. Kaiser Trajan ließ Christen aus Rom zum Berg Chersones an der Schwarzmeerküste bei Sewastopol in die Marmorsteinbrüche schaffen um die Steine für die neue Trajanstadt in Rom zu brechen. Klemens wurde auch dorthin im Jahr 98 als Vertriebener deportiert und als Zwangsarbeiter beim Steine brechen eingesetzt und starb dort 101. In den geschriebenen Klemensbriefe ist die christliche Theologie in die röm. kath. Kirche, 30 Jahre nach dem Tod der beiden Aposteln Petrus und Paulus, im Übergang von der neutestamentlichen zur nachapostolischen Zeit erkennbar geworden. Die belegen auch die Martyrien von Petrus und Paulus in Rom. Papst Klemens I ist der Schutzpatron für Vertriebene und Steinmetze.
Cyrill und sein Bruder Method haben 867 die Grablege des Hl. Klemens gefunden, Die heiligen Gebeine sorgfältig verpackt und nach Rom überführt. Am Stadtrand von Rom wurden sie von Papst Hadrian II (858-867) freudig empfangen und in einer feierlichen Prozession in die Lateranbasilika geleitet.
Später wurde die Klemenskirche errichtet und nach dem Tod des Heiligen Cyrill 869 von Papst Hadrian II eine Malerei/Mosaik als Freskenzyklus mit dem Titel "Der heilige Cyrill vor dem Richterstuhle Christi" und darunter eine Inschrift in Kirchenlatein angebracht.
Deus hominum reparator benignus ac rector preces
nostras exaudi, ut Cyrillus tua miseratione in tuo no-
mine sanctorum tuorum societate laetetur per Jesum
Christum dominum nostrum, qui venturus est. Iterum
lector dic: Deus da Cyrillo peccatori repuiem aeternam.
amen.
Die Kirchenlateinische Inschrift hier in Deutsch:
Gott, Du gütiger Erneuerer (Erlöser) und Lenker der Menschen, erhöre unser Gebet, und gib, dass sich Cyrill durch dein Erbarmen in deinem Namen der Gemeinschaft deiner Heiligen erfreue, durch Jesus Christus, unseren Herrn, der kommen wird.
Wenn Du dies liest, so sage (auch Du): "Gott, schenke dem Sünder Cyrill die ewige Ruhe.
Amen".
Etwas sonderbar könnt es erscheinen, dass der heilige Cyrill und Klemens so unbeschwert als "Sünder" bezeichnet werden. Vermutlich wurde die Inschrift relativ kurz nach seinem Tode nach Hinterlegung (bei Papst Hadrian II 867-872) auf dem Epitaph angebracht. Im Ersten Jahrtausend war es aber andererseits so, dass auch "Heilige" im Vater - unser" um Vergebung gebetet haben (mit Grund); auch sie sind durch Gottes Gnade beschenke "Sünder".
Der zweite Abschnitt der Inschrift muss wohl so verstanden werden, dass Leute, die das sehen und den ersten Teil der Inschrift lesen, zu einem Moment, „Vater – unser“, aufgerufen werden. Der heilige Cyrill dokumentiert den Aspekt der Wahrheit des Gebetes des Herrn als für jeden einzelnen gesprochen und ist nicht zum Politischen Missbrauch bestimmt.
Spannungen gab es mit Cyrill in Rom, der die Verwendung der neuen Sprachen für die Texte der Heiligen Schrift und in der Liturgie Einlass finden sollten. Cyrill entwickelte eine eigene besondere Fest-Schrift die Cyrillika in der die Heilige Schrift einheitlich in den Meßbüchern geschrieben werden soll. Als Ausgangspunkt sind Buchstabenformen der vorkarolingischen Zeit (Runenschrift) anzunehmen. Er trat den Vertretern der sogenannten Drei-Sprachen-Häresie entgegen die behaupteten, dass Gott nur durch die drei biblischen Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein verehrt werden dürfe. Cyrill und Method machten sich daher im Jahr 867 auf den Weg nach Rom um Papst Hadrian II die Anliegen vorzubringen. Auf der Rückreise nach Mähren verstarb er im Jahr 869. Seine Grabstelle ist unbekannt wie die seines Bruders Method.
Heute meinen und predigen Politiker, Gutmenschen und Kirchenleute nach ihrer „momentanen“ Auslegung des, Vaterunser, dass die sudetendeutschen Heimatvertriebenen auf „die Heimat, Besitz und Vermögen verzichten müssten“. Nach der Zerstörung von 1500 Orten und Weiler und etwa 1.100 zerstörten Kirchen, Kapellen, Klöster und unzählig geschändeten deutschen Friedhöfen mit den Gräbern unserer Vorfahren durch die Tschechen im Sudetenland, eine sehr sonderbare Auffassung. Dass die Vertreibung eine „imperative Notwendigkeit“ gewesen sei, wie sich der damalige Prager Kardinal Josef Beran u.a. verirrte, würde heute kein katholische Würdenträger mehr so sagen. Die Tschechen haben sich durch ihre Gier das deutsche Raubgut angeeignet und die nichtvertriebene einheimische Bevölkerung hier haben ja keine Heimat, Besitz und im Westen keine Freiheit verloren. Ohne den tatkräftigen Einsatz der Deutschen Heimatvertriebenen, gut ausgebildete Akademiker, Ingenieure und Fachkräfte, wäre nach 1947 die West-BRD wohl auch in Stalins Machtbereit gelandet und kein moderner freier Industriestaat geworden.
Dem heiligen Cyrill sei Dank für seine prophetische Auslegung des „Vater – unser –Laßt uns nicht in Versuchung geraten-“ als individuelles Gebet und sei kein Verräter an Gott und Heimat, denn dieser heilige Mann arbeitet unermüdlich und rastlos für das Reich Gottes bis an sein seliges Ende und wurde nur 42 Jahre alt. Er wirkte Wunder und starb im Rufe der Heiligkeit. Gebet des Hl Cyrill:
"Ewiger Vater, Jesus ist unser, unser ist sein Blut, und unser sind seine unendlichen Verdienste. Wir opfern dir dies alles auf und da diese Gabe Dir unendlich lieb ist, so musst Du uns erretten wie wir zuversichtlich erhoffen. Christus unser Heiland rette uns durch die Kraft deines heiligen Kreuzes der du Petrus auf dem Meere errettest hast und erbarme Dich unser".
Als Gedenktag führe Kaiser Karl IV 1345 den 7. März als kirchlichen Feiertag, Cyrill und Method, in Mähren und Sudeten-Schlesien ein. Dank der Vorsehung sind die Grablege der lateinischen Geistlichen Cyrill und Method unbekannt: Die Schändungen durch die Tschechen sind somit erspart geblieben; der Feiertag wurde in der CSR gleich abgeschafft.
Ein Franziskanermönch Honorat sagte mir, dass die Unterkirche in der Klemenskirche mit dem Freskenzyklus und dem Epitaph im 20 Jh. mit Dreck zugeschüttet wurde.
Diether Ertel, Quelle Jägerndorfer Heimatarchiv Ansbach
Am 12.11.1918 wird der Sozialist und Astromarxist Karl Renner erster Kanzler der neuen Republik von Rest-Österreich, nachdem er sich schon ab 30.10.1918 parallel zur noch amtierenden Regierung Lammasch, als Leiter der Staatskanzlei mit dem Aufbau einer neunen sozialistische Regierung befasst hatte. 1920 besuchte der österreichische Kanzler Karl Renner Prag und im Schloss Lana – tschechisch Laniy- kam es zu einem Geheimabkommen über die Grenzgarantie nach dem Stande von 1918 nach Besetzung der sudetendeutschen Gebiete und Österr.-Schlesiens durch die tschechischen Legionäre.
Damit die sozialistische Regierung in Wien handlungsfähig war, wurden 4 Kreditverträge für die 1. Republik Österreich abgeschlossen. Der 1. Kreditvertrag, im Geheimabkommen zwischen Benes und Renner am 12.1.1920 auf Schoss Lana (Laniy) Kreditvolumen 500 Mio. tschechische Goldkronen, dafür Preisgabe des Selbstbestimmungsrechts der Sudetendeutschen. 2. Kreditvertrag 4.10.1922 (Genfer Protokoll von 1922) 650 Mio. Goldkronen, 3. Kreditvertrag von Lausanne 300 Millionen, 4.und letzter Kreditvertrag 15.7.1932 unter dem österreichischen Kanzler Dollfuß 300 Mio. Schilling. Das Finanzvermögen der 1. CSR-Republik stammte aus dem sog. Zarengold und Wertsachen der russisch-orthodoxen Kirche, welche die „Tschechische Legion" in Russland und Sibirien requirierte und nach Prag deportierte. Nach den Ereignissen von 1938 folgte die Ironie der Geschichte, dass CSR-Staatsbürger, die mit ihrem Geld das Überleben Österreichs und den Verrat an den Sudetendeutschen angesichts der braunen und sowjetischen Stalingefahr hätten sichern sollen, schließlich einen unfreiwilligen Beitrag zur deutschen Kriegsfinanzierung leisteten wie 1945 Benes nicht nur den Sudetendeutschen sondern seinen eigenen Landsleuten bis 1991 die Sowjets in Land geholt hat.
Beim diesjährigen Abschiedsbesuch des österreichischen Bundespräsident Heinz Fischer in Prag und die organisierte Fahrt im alten Salonwagen nach Schloss Laniy mit dem Auftritt der tschechischen Legionärsgarde in alten Uniformklamotten und Schießprügel erinnerte Zemann, dem verblüfften Fischer, an das schlechte Gewissen Österreichs durch „gestohlenes Zarengold" an vergangene Zeiten. Eine Kopie Vertrag Nr. 257, umfasst 12 Artikel in französisch und englisch abgefasst, Österreich und Tschechoslowakei unterzeichnet in Prag am 16. Dezember 1921 von Benes und dem österr. Kanzler Schober mit dem Verrat der Sudetendeutschen in St. Germain-en-Laye am 19.9.1919 und der Verstümmelung Ungarns in Trianon am 4.Juni 1920 ist im Jägerndorfer Heimatarchiv in Ansbach.
Dazu die Reaktion in Berlin – Runderlass des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt Haniel von Haimhausen – Ganz geheim Berlin, den 7. Januar 1922:
Der Vertragsabschluss durch Österreich ist als Endergebnis der seit der Hallstätter Zusammenkunft zwischen dem Bundespräsidenten Hainisch und dem Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik Masaryk zwangsläufig verfolgten „Brotpolitik" zu bewerten. Der am 21. Dezember v.J. in Wien und Prag amtlich veröffentlichte, in Abschrift angeschlossene Vertragstext läßt erkennen, dass Österreich die durch die Abschließung des politischen Vertrags erhofften wirtschaftlichen und finanziellen Erleichterungen durch eine in einzelnen Punkten ziemlich weitgehende politische Anlehnung an die Tschechoslowakei erkauft hat, die allerdings in das Renner-Benesschen Geheimabkommen in einer die österreichische Regierung noch mehr bindenden Weise vertraglich festgesetzt war.
Der 2. Verrat Österreichs war dann nach Kriegsende 1945. Seehofer als Schirmherr der Sudetendeutschen hat die Haltung der Austromarxisten Renner und Schober jetzt eingenommen; das ist der 3. Verrat.
Diether Ertel – Leiter der Jägerndorfer Heimatsammlungen in Ansbach
Hotzenplotz ist ein kleines Städtchen am Fuße des Altvatergebirges. Der Olmützer Bischof Bruno von Schaumburg gründete es im Jahre 1233. Aus der Geschichte des Bezirkes Hotzenplotz (Mährische Enklave von Prerau), herausgegeben von Adolf Christ, Bezirksschulinspektor, konnte ich entnehmen, dass um das Jahr 1700 die Spitzenklöppelei eingeführt wurde.
Aus dem Erzgebirge kam ein Mann namens Simon Daume, geb. 1628 in Brüx, und brachte der Bevölkerung Arbeit und Brot durch das Spitzenklöppeln. Er wurde auch Bürger von Hotzenplotz. Ihm folgten auch andere Männer aus seiner früheren Heimat, welche die Spitzenklöppelei verbesserten und für neue Spitzenmuster sorgten, unter ihnen war auch Martin Martler aus Georgenwald im Erzgebirge, der sich 1683 in Hotzenplotz ansiedelte und neue Muster mitbrachte. Im Jahr 1700 siedelte sich Thomas Böhm ebenfalls aus Georgenstadt in Hotzenplotz an, er verbesserte die Spitzenklöppelei wesentlich.
In der Stadtratssitzung vom 28.12.1903 fasste man den Beschluss, eine Spitzenklöppelschule in Hotzenplotz anzusiedeln. Diese wurde am 1. September 1905 gegründet, nachdem sich die Stadtverwaltung verpflichtet hatte, die Lokalitäten dazu zur Verfügung zu stellen und für die Einrichtung der Schule aufzukommen.
Eine staatlich geprüfte Klöppellehrerin stellte die Regierung ein. Sie war der „Staatsschulanstalt für Hausindustrie“ in Prag unterstellt. Von 1905 – 1945 war immer eine Klöppellehrerin in Hotzenplotz beschäftigt. In Hotzenplotz lebten zu dieser Zeit ca. 3000 Einwohner. Die von der Bevölkerung produzierten Spitzen verkaufte man hauptsächlich in das benachbarte Preußen. Von Geistlichen wurde Altarspitzen und Chorröckespitzen häufig bestellt.
1945 wurde die Stadt zu 80 % durch die schweren Kämpfe um Hotzenplotz zerstört. Die Klöppelschule ist dabei bis auf die Grundmauern abgebrannt. Im Jahr 1946 begann die Vertreibung der deutschen Bevölkerung durch die Tschechen aus ganz Sudeten-Schlesien, so auch die Einwohner von Hotzenplotz, zu diesen gehörte auch meine Familie.
Wir waren bei den letzten Transporten dabei und mussten somit erst im September 1946 unsere Heimat verlassen. In der Zwischenzeit hatten wir schon Nachricht von Bekannten, die bereits in Deutschland waren, dass wir bitte Klöppelbriefe mitbringen sollten. Meine Mutter konnte damals für Lebensmittel von einer Frau Klöppel- und Musterbriefe eintauschen. Da wir damals nur 30 kg Gepäck pro Person mitnehmen durften, haben wir die Musterbriefe teilweise vom Karton abgelöst und ganz unten im Koffer verstaut. Immer in der Hoffnung, dass wir alles unbemerkt durch die Kontrollen bringen würden. Wir haben es „Gott sei Dank“ geschafft, denn in den ersten Jahren in Deutschland konnten wir nur mit Klöppeln etwas Geld verdienen.
Was damals zum Lebensunterhalt notwendig war, ist heute zu einem interessanten Hobby geworden, das breiten Anklang bei der Bevölkerung findet.
Verwendete Literatur:
von Helene Dengler, geb. Kunze
Einer der beliebtesten Ausflugsorte und das Wahreichen der in Sudetenschlesien gelegenen Kreisstadt Jägerndorf ist der im Südosten emporragende 437 m hohe Burgberg, welcher eine herrliche Rundsicht bietet und Einheimische, Touristen, Heimatforscher und Wallfahrer anlockt.
Der mündlichen Überlieferung und aus Sagen war um das Jahr 900 in einem Eichenbaum auf dem Burgberg eine holzgeschnitzte Marienfigur angebracht. In früheren Zeiten hieß der Burgberg einfach „der Berg“ und auf diesem Berg, so wurde dokumentiert, stand im 13. Jh. ein hölzernes Marienbild. 1635 wurde an seiner Stelle ein Holzkreuz mit der Inschrift „Unser gekreuzigter Heiland bitte deinen Vater fürs Vaterland“ aufgestellt. in den Jahren 1679 – 84 entstand an der Stelle, wo heute die „Sieben Geheimniskapelle zum Begräbnis Christi“ mit 2 Seitenstationen steht, ein Holzkirchlein. Minoriten unter Guardian Kornelius Ottweiler erhielten dazu die Genehmigung vom Olmützer Fürstbischof Karl II. Graf von Liechtenstein, Freiherr von Kastelkorn und die Bewilligung, 4 Prozessionen im Jahr zu halten. Zur Ausschmückung stiftete der Ratsherr und Kaufmann Heinrich Täubner ein auf Holz gemaltes Marienbild „die Schmerzhafte Mutter Gottes“. Es befindet sich heute auf der Rückseite des Hauptaltares. Die eindringlichen Predigten der Minoriten bewirkten einen großen Zustrom von Gläubigen. Das Kirchlein wurde zu klein und der Wunsch nach einer größeren, steinernen Kirche wurde laut. 1690 löste der oben genannte Ratsherr ein Gelübde ein und stiftete erneut ein Bild der Schmerzhaften Mutter Gottes. Diesmal in Öl auf Leinwand gemalt, das heutige Hauptaltarbild. Der kunstvolle Rahmen wurde allerdings erst 1728 geschaffen. Als der Stadtrat von Jägerndorf einen Bauplatz zur Verfügung stellte und Fürst Adam zu Lichtenstein das Baumaterial und der Handelsmann Kasper Tauner 1500 fl. Gulden zur Verfügung stellten, begann der Minorit Guardian Friedrich Kubin 1722 mit dem Bau der Kirche, die 1727 eingeweiht werden konnte. Daran erinnert eine lateinische Inschrift im Kirchengewölbe, aus der auch die Jahreszahl 1727 hervorgeht. Sie lautet „1727 der Heiligen Dreifaltigkeit und der Schmerzhaften Jungfrau hat dankbare Liebe Weihegeschenke dargebracht“. Es flossen viele hochherzige Spenden und so konnte die Kirche sehr feierlich gestaltet werden. Die Minoriten beschafften sich Reliquien vom Heiligen Innozenz und Donatus und waren in der Lage Gottesdienste zu halten. Die in äußerem Glanz abgehaltenen Gottesdienste zogen viele Besucher an, so dass die Pfarrkirche St. Martin weniger Zuspruch fand. Der Zustand verschlimmerte sich noch, als 1779 die Kirche abbrannte und der Gottesdienst in der Hl. Geist Kirche abgehalten werden musste. Als sich nach der Wiederherstellung von St. Martin 1784 dieser Zustand nicht änderte, erhob die Geistlichkeit Beschwerde beim Konsistorium in Olmütz gegen den Gottesdienst in der Burgberg-Kirche. Olmütz beschloss, die Kirche aufzuheben, damit die Gläubigen sich wieder der Pfarrkirche zuwenden mögen. Am 3.8.1786 wurde die Verordnung durch den Stadtpfarrer und Erzpriester Josef Blumenwitz ausgeführt und die Kirche entweiht. Die Einrichtungsgegenstände wurden teils verkauft, teils verteilt. Das Gnadenbild kam in die Pfarrkirche. Der Hochaltar, die Orgel, die große Glocke und die Reliquien fielen der Minoritenkirche in der Stadt zu. Am 20.5.1791 kam auch das Kirchengebäude zum öffentlichen Verkauf. Es wurde meistbietend um den Betrag von 406 Gulden von den 4 Jägerndorfer Bürgern Anton Philieb, Garbiel Quesker, Hermann Schmidt und Michael Weiß gekauft. Von ihnen ist der Eisenhändler Michael Weiß am 17.8.1791 im Jägerndorfer Grundbuch als Käufer eingetragen. Neun Jahre blieb die Burgberg-Kirche dem Gottesdienst entzogen. Da sie als „Nebenkirche“ ohne Kirchsprengel nicht genutzt werden konnte, gründete man 1795 die Siedlung „Marienfeld“. Auf Bitten der Stadtgemeinde wurde per Hofdekret vom 4.7.1795 zunächst wegen Marienfeld erlaubt, darin Gottesdienste zu halten, aber keine Wallfahrten. Seelsorge schon, aber nicht von den Monoriten Patres, sondern von der Pfarrgeistlichkeit. Sie wurde eine Filialkirche der Stadtpfarre. Da aber die 4 Bürger sie der Stadt zum Geschenk machten, besaß die Stadt Jägerndorf von da an das Eigentumsrecht. Der erste Gottesdienst fand am 8.9.1795 statt. Zum Erhalt und zur Verschönerung des Gotteshauses haben mehrere Jägerndorfer Bürger ihre Häuser mit bestimmten jährlichen Geldleistungen belastet.
Am Nachmittag des 21.8.1865 ging in Marienfeld, unterhalb der Kirche, eine Scheuer in Flammen auf. Durch heftigen Funkenflug entzündete sich das Schindeldach der Kirche und der Türme. Durch die große Hitze schmolzen die beiden Glocken und stürzten ab. Eine eingeleitete Sammlung von Spenden, die der damalige Pfarrer Heinrich bei den Jägerndorfer Bürgern und Umgebung einleitete, erbrachte die Summe von 6.537 Gulden und 60 ½ Kreuzer. Mit diesem Betrag wurde eine Renovierung in den Jahren 1866/1867 möglich.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg mit seinen politischen Wirren und der antideutschen und kirchenfeindlichen Einstellung des tschechischen Staates war es vor allem der aus Jägerndorf stammende Geistliche Dr. theol. Franz Linke, der die Wallfahrt auf dem Burgberg förderte und er setzte sich für ein neues Geläute in der Burgberg-Kirche ein.
Nach dem Anschluss 1938 an das Großdeutsche Reich wurden 1940 das Minoritenkoster mit der Kirche Maria Geburt und die Burgberg-Kirche an den Minoritenorden als Eigentümer übertragen. Bei den Kampfhandlungen 1945 wurde der nördliche Glockenturm zerstört, doch man soll die Hoffnung nie aufgeben. Die Jägerndorfer und hauptsächlich Deutsche, die im Burgberglager von den tschechoslowakischen Behörden festgehalten wurden, haben die Burgberg-Kirche in ihrem Zustand wieder hergerichtet, berichtet der Monoritenpater Heinrich. Von 1947 bis August 1990 war die Burgberg-Kirche für die Öffentlichkeit geschlossen und es war verboten, kirchliche Handlungen und Gottesdienste abzuhalten. Die deutschen Monoritenpatres wurden von den Tschechen eingesperrt und misshandelt. Zusammengestellt Diether Ertel
Als im 30-jährigen Krieg 1647 die Schweden plündernd, folternd und mordend gegen Zuckmantel im Kreis Freiwaldau zogen, musste die Bevölkerung um ihr naktes Leben zu retten Haus und Hof verlassen und ins Gebirge fliehen. Die Frau des örtlichen Metzgermeisters Anna Tannheiser die in gesegneten Umständen war, wurde im Gebirge von den Wehen überrascht. In dieser für eine Nieder- kunft ungeeigneten Situation bat sie Gott inständig um Hilfe und die Jungfrau Maria um Fürbitte und wurde erhört. Am 18. Juli 1647 gebar sie einen gesunden Sohn, der den Namen Martin erhielt und mit dem sie nachdem die Schweden wieder abgezogen waren, wieder in ihr zuckmanteler Zuhause zurückkehren konnte.
Aus dem Knaben Martin wurde ein ehrbarer Mann, der es bis zum Ratsherrn seiner Heimatstadt Zuckmantel brachte. Dessen Tochter Dorothea Weiß erfüllte den letzten Willen der Anna Tannheiser und ließ von dem Maler Simon Schwarz ein Bild malen, das sie in der Waldeinsamkeit wo ihr Vater geboren wurde, an einer Tanne anbringen ließ. In den folgenden Jahren wurde dieser Ort das Ziel der ersten Wallfahrer. Langsam kamen immer mehr Verehrer Mariens aus dem Freiwaldauer Gebiet und aus weiter entfernt liegenden Gegenden hierher.
1718 wurde an dieser Stelle mit dem Bau einer hölzernen Kapelle begonnen und das Bild wurde nach deren Fertigstellung darin aufgehängt. Die Aufzeichnungen einer bischöflichen Kommission bestehend aus einem Priester und zwei Ärzten belegen schon für diese verhältnismäßig kurze Zeit nicht weniger als 5 Wunderheilungen. Auf Wunsch der Zuckmanteler Christen stimmte das bischöfliche Amt in Breslau zu, das Bild, welches eine Kopie der berühmten Passauer Madonna mit dem Kind von Lucas Cranach dem Älteren war, 1729 in die Pfarrkirche von Zuckmantel zu überführen und für die Waldkapelle fertigte man eine Kopie an.
Bald aber drohte dem jungen Wallfahrtsort zum erstenmal Gefahr. Die Aufklärungsreformer des Kaisers Josef II drangen sogar bis hierher vor und 1785 wurde von der Oberbehörde die Niederreißung der Waldkapelle befohlen. Die Bevölkerung von Zuckmantel, vom bischöflichen Amt unterstützt, wehrte sich dagegen. Eine Berufung wurde zwar abgewiesen, zur Niederreißung der Waldkapelle kam es dennoch nicht, weil sich in der näheren und weiteren Umgebung niemand fand, der diesen behördlichen Befehl nachgekommen wäre.
Der wachsende Ansturm der Pilger brachte den Erzpriester Dr. Philipp Dietrich der 1830 nach Zuckmantel gekommen war auf den Gedanken, anstelle der Waldkapelle eine Wallfahrtskirche zu errichten. Auf die Frage, woher er das Geld nehmen wolle antwortete er ich kenne eine Frau, die einen unschätzbaren Reichtum besitzt und die uns sicher zu Hilfe kommen wird, umsomehr, da die Kirche zu ihrer Huldigung bestimmt sein wird. Sein Vertrauen erwies sich als richtig. Als sich die Kunde von dem Bau verbreitete half jeder Verehrer Mariens mit so gut er konnte. Der Grundstein wurde 1834 gelegt und zur feierliche Einweihung kam es am 8.September 1841 dem Festtag Mariä Geburt und Pabst Gregor XVI gewährte einen vollkommenen Ablaß jenen, die in der Oktav von Maria Geburt würdig die heiligen Sakramente empfangen. Der Namen Maria Hilf soll von einer alten verfallenen Eremitenkapell namens Maria Hilf zu Einsiedeln übernommen worden sein.
Die Bekanntheit der Wallfahrtsstätte Maria Hilf wuchs und verbreitete sich im Laufe der Zeit. Vor dem Zweiten Weltkrieg besuchten tausende Pilger jährlich diese Wallfahrtsstätte, die alles hatte was eine solche Stätte des Glaubens ausmacht: Kreuzweg, Ölberg, heilige Stiege, Martha- und Annakapelle, Gerichtsbogen, Gnadenbrunnen, Totenkapelle, Lourdesgrotte und anderes mehr. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Tschechen die Nachkommen der Anna Tannheiser, des Martin Tannheiser, der Dorothea Weiß und die andere Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit brutal aus ihrer sudetendeutschen Heimat, in der sie jahrhunderte lang gelebt hatten, vertrieben. Die Ausstrahlung die von Maria Hilf ausging, versetzte die tschechischen Atheisten und Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrieg in Rage und hinzu kam noch der Deutschen- und Kirchenhaß.
Am 25.05.1955 erhielt das tschechische Pfarramt in Zlate Hory (Zuckmantel) angeblich wegen Grubenarbeiten und Erzforschungen den Befehl, die Gottesdienste in Maria Hilf einzustellen. Fast 20 Jahre war die Wallfahrtskirche geschlossen und dem allmählichen Verfall preisgegeben. Am 16.05.1973 begab sich eine Delegation von Funktionären nach Maria Hilf um über dessen weiteres Schicksal zu entscheiden.
Das Urteil zur Beseitigung war jedoch schon längst gefallen. Am 22.09.1973 wurde die Kirche gesprengt und das Gelände eingeebnet. Nichts sollte mehr daran erinnern, daß dort einmal ein Gotteshaus stand.
Die Heimatvertriebenen Zuckmanteler jedoch schaften es gemeinsam mit anderen Heimatvertriebenen im nord hessischen Trutzhain sich einen neuen Wallfahrtsort zu erschaffen und blieben dem Namen Maria Hilf treu. 1965 wurde die architektonisch herausragende Maria Hilf Kirche in Trutzhain, die der Kassler Architekt Josef Bieling entworfen hat, eingeweiht. Ebenso wurde die Quinau-Wallfahrt eingeführt, die ihren Ursprung in Quinau im nordböhmischen Kreis Komotau hat. Seit 2012 ist das Ensenble Kulturdenkmal
Die beiden Pfarrer Adolf Schrenk aus Oberlindewiese und Alois Brauner aus Salisfeld haben nach der Vertreibung aus ihrer Heimat nach dem 2. Weltkrieg Mariahilf Spenden gesammelt. Bei dem Pfarrer Schrenk sind das fast 400.000 DM zusammengekommen und beim Pfarrer Brauner waren es 280.000 DM. Diese Spenden haben die Pfarrer für die 1995 eingeweihte Wallfahrtsstätte gespendet, welche die Tschechen in der gleichen Stelle errichtet haben, in der sich die 1973 gesprengte Mariahilf-Wallfahrtskirche befand.
Der Sage nach beginnt die Geschichte des Heidebrünnl am Roten Berg im Altvatergebirge im 14. Jahrhundert. Damals, so berichtet die Sage, schoss der Förster Franz Niewall aus Reuthenau, der im Dienste der adeligen Familie Zierothin stand, auf einen Hirsch. Er legte den angeschossenen leblosen Hirsch an einer Quelle die auf der Brünnlheide am Roten Berg im Altvatergbirge entsprang nieder. Als das Quellwasser die Wunde des Hirsches
benetzte sprang er auf und suchte das Weite.
Einige Jahre später wurde der Förster nach Brandeis in Böhmen versetzt wo die Försterfamilie an einer unangenehmen Krankheit erkrankte, die nicht heilen wollte. Ein Traum, in dem sich der Förster an das Erlebnis mit dem Hirsch erinnerte, veranlaßte ihn mit seiner Familie die Quelle auf der Brünnlheide am Roten Berg aufzusuchen. Dort wuschen sie sich mit dem frischen Quellwasser und wurden geheilt. Zum Dank für ihre Genesung ließ der Förster in Nähe der Quelle eine Steinsäule errichten mit einem Bild des gekreuzigten Jesus. Die Kunde von der wunderbaren Heilung verbreitete sich und von Nah und Fern kamen Kranke herbei die bei der Quelle auf der Brünnlheide Erlösung von ihren Leiden suchten. Das war der Anfang der
berühmten Heidebrünnl-Wallfahrt.
Fürst Liechtenstein ließ die Quelle fassen und überdachen und eine Kapelle errichten. Auf dem Altarbild aus Ahornholz waren damals der gekreuzigte Jesus, darunter die Quelle die den verwundeten Hirsch heilte und im Hintergrund das Kloster Velehrad dargestellt. Auf die Rückseite des Altarbildes hatte man die lateinisch abgefaßte Legende von der Wunderheilung geschrieben
Der Österreichische Kaiser Josef II (1765-1790) ließ die Walfahrtsstätten schließen. Der Waldheger A. Wolf, sein Sohn Franz und der Waldheger J. Wanke brachten das Altarbild in ihre Wohnung nach Winkelsdorf und später kam es in die zuständige Pfarrkirche nach Groß-Ullersdorf. Um das Jahr 1800 herum baute der Winkelsdorfer W. Lückel die Heidebrünnlkapelle die im Lauf der Jahre ziemlich heruntergekommen war, mit Hilfe von beherzten Männer aus dem Tesstal wieder auf. Das Altarbild zu Ehren der „Schmerzhaf-ten Muttergottes" hatte der Gutsbesitzer F. Klein aus Wiesenberg gespendet. Da die Heidebrünnlkapelle immer beliebter und die Schar der Wallfahrer und Pilger immer mehr zunahm, war die Kapelle zu klein geworden und wurde deshalb von 1844-1850 vergrößert und am 22 Juli 1850 geweiht.
Von 1924 -1925 wurde an Stelle der alten eine neue Heidebrünnlkapelle nach einem Entwurf des Wiener Architekten Carl Seidl errichtet und am 11.09.1927 von Bischof Norbert Johann Klein eingeweiht. Schon in den frühen Morgenstunden am Tag der Einweihung zog eine unübersehbare bunte Menge von Menschen hinauf zur Heidebrünnlkapelle. Um 11 Uhr verkündte das Kapellenglöcklein den Beginn des Weiheaktes. Malerisch ergreifend schön war das Bild, als Bischof Klein im weißem Ornat und der Mitra auf einem Krummstab gestützt die Gläubigen begrüßte.
In seiner mit einem „Vaterunser" eingeleiteten Ansprache bedankte er sich bei Allen, die trotz Wetterungunst gekommen sind, um an dem Weihefest teilzunehmen. Er dankte den Spendern durch deren Gaben der schnelle Aufbau der Heidebrünnlkapelle möglich wurde und er dankte auch dem Architekt, dem Bauleiter und den Handwerkern, die trotz manch harter Wetterstürme hier oben auf der Brünnlheide ausgehalten und ein Werk vollbracht haben, zur Ehre Gottes und tausenden Menschen zur Erbauung und Freude.
Bischof Klein äußerte den Wunsche, dass auch die neue Heidebrünnlkapelle künftig ein Born des Trostes und des Friedens sein möge und mit einem „Vaterunser" das Alle andächtig mitbeteten Schloß er seine ergreifende Rede.
Mit Assistenz einiger Geistlicher nahm Bischof Klein anschließend die Weihe der Heidebrünnlapelle vor. Gleich hierauf wurde die erste Messe gelesen und danach die Heidebrünnlkapelle zur allgemeinen Besichtigung freigegeben.
Seitdem haben tausende Touristen, Wanderer und Pilger das Heidebrünnl besucht und in der Heidebrünnlkapelle gebetet bis mit der schrecklichen Vertreibung der Sudeten-deutschen aus ihrer Heimat nach dem 2. Weltkrieg auch sein Ende kam. An Christi Himmelfahrt 1946, es war der 30 Mai, schlug ein Blitz in die Heidebrünnlkapelle, deren Blitzschutz Tschechen abmontiert hatten, ein und sie brannte nachdem sie jahrelang ihren Dienst getan hatte, bis auf die Grundmauern nieder. Einige Einrichtungsgegenstände und die Glocke konnten von Bewohnern des Altvatergebirges, die sich vor der Vertreibung aus ihrer Altvaterheimat vom Heidebrünnl verabschieden wollten, in das Berggasthaus „Auf der Brünnlheide" gegenüber der Heidebrünnlkapelle gerettet werden.
Das Berggasthaus „Auf der Brünnlheide" war 1893 nach einem Brand neu errichtet worden. Es hatte 9 Zimmer, 25 Betten und 20 Notlager und bot Wanderern und Wallfahrern einen gemühtlichen Aufenthalt 1988 ließ die tschechische Administration das Berggasthaus „Auf der Brünnlheide" beseitigen und abreißen.
Franz Kuhn, Braunsdorf/Nürnberg
Eduard Schön der sich später das Pseudonym E. S. Engelsberg zugelegt hatte, wurde am 23.01.1825 in Engelsberg Kreis Freudenthal als Sohn des Webmeisters Anton Schön und dessen Gattin Theresia geborene Schleser, geboren. Er besuchte die Volksschule seiner Vaterstadt und danach das Gymnasium in Olmütz, wo seine ersten musikalischen Schöpfungen entstanden. 1846 kam er nach Wien und wandte sich juristischen Studien zu. Nach erlangtem Doktorgrad trat er in den Staatsdienst ein, wurde Generalsekretär der Börsen- kammer und Hofrat im Finanzministerium In seinen Mußestunden widmete er sich musikalischen Kompositionen. Insgesamt sind es ca. 243 Werke, die E. S. Engelsberg geschaffen hat. Zu Pfingsten 1858 verehelichte er sich mit der Wienerin Betty Held in Mariabrunn. Sie starb 1866 an Typhus, ein Verlust der Engelsberg schwer traf und an seinem Leben zehrte.
Im Mai 1879 besuchte Engelsberg seinen Vetter Adalbert Riedel im Mährischen Deutsch-Jaßnik, bei dem, er zu genesen hoffte. Unerwartet starb er dort am 27.05.1879. Beigesetzt wurde Engelsberg auf dem Friedhof in Grinzing. Das Leichenbegängnis am 31. 05.1879 gestaltete sich zu einer des verstorbenen Dichters und Sängers würdigen Trauerkundgebung. Später bemerkte man, dass er folgenden Vers aus Goethes "Abendlied des Wanderers" an die Bretterinnenwand der Gartenlaube seines Vetters geschrieben hatte:
Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest
Ach, ich bin des Treibens müde,
Was soll all der Schmerz und Lust ?
Süßer Friede
Komm, ach komm in meine Brust
Diesen Vers hat man aus der Bretterwand der Gartenlaube ausgeschnitten hinter Glas eingerahmt und dem Stadtmuseum von Neutitschein zur Aufbewahrung übergeben.
Engelsberg war Ehrenmitglied von 23 Gesangvereinen und Ehrenbürger seiner Vaterstadt Engelsberg im Kreis Freudenthal.
Der Baumeister Franz Gritzer aus Freudenthal hatte für den begnadeten Tondichter E.S. Egelsberg ein Denkmal entworfen, welches am Altvater in Nähe des Altvaterturmes errichtet wurde.
Am 10.08.1935 wurde in Anwesenheit des Abt-Hochmeisers des Deutschen Ordens Paul Heider, des Deutschen Sängerbundes in Schlesien, des Freudenthaler und vieler anderer Gesangvereine, des Zweigverein Freudenthal des MSSGV und von tausenden Besuchern aus Nah und Fern das E.S. Engelsberg-Denkmal feierlich eingeweiht. Vor dem Altvaterturm wurde eine Bergmesse abgehalten. Dr Adolf Schreiber aus Setzdorf hielt die Bergpredigt, der er die Worte unterlegte: Ihr Berge und Hügel, preiset den Herren, lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit.
Hunderte von Chorsängern aus Schlesien und Nordmähren geleitet vom Chormeister Guido Raab sangen Beethofens „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", Schuberts „Deutsche Messe" und Engelsbergs gemühtbewegende „Waldweise" und „Unsere Berge". Die Enthüllung und Weihe des Denkmals vollzog unter Begeisterung der Anwesenden Prälat Dr Regwer aus Breslau. Die mit goldenen, gotischen, Buchstaben am Denkmal angebrachte Inschrift lautete:
Dem Sänger
der Heimat-
E.S. Engelsberg
1935
Oberhalb der Inschrift befand sich das Deutschordenskreuz, unten links das Wappen des MSSGV und rechts unten das Wappen des Sudetendeutschen Sängerbundes. Nach der Vertreibung der Bevölkerung des Altvater - und Oppalandes nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Engelsberg-Denkmal am Altvater verfallen.
Franz Kuhn Braunsdorf / Nürnberg
1950 wurde in der Patenstadt Ansbach bei einem Treffen der Jägerndorfer aus Stadt und Kreis von Prof. Ernst Kober, Thomas Konorza, Kurt Kube, Dr. Wilfried Schwarz aus Groß Raden u.a. die „Landsmannschaft der Jägerndorfer“ gegründet.
Bei der Übernahme der Patenschaft über die Stadt Jägerndorf 1954 steht: Der Stadtrat beschließt einstimmig, die Patenschaft über die Stadt Jägerndorf zu übernehmen – entsprechend dem Wunsch „der Landsmannschaft der Jägerndorfer“. Dieser einstimmige Beschluss soll eine Stärkung unseres Bewusstseins gesamtdeutscher Zusammengehörigkeit dienen und eine friedliche Rückkehr in die geliebte Heimat und Patenstadt. Letzteres ist bis heute nicht gelungen, die sogenannte „Benesch-Dekrete“, in der die Enteignung der Sudetendeutschen legitimiert wird, wurde nicht rückgängig gemacht. Am 5. September 1985 im Euroindustriepark in München wurde als Nachfolger der Verein „Freundeskreis zur Förderung der Patenschaft Ansbach-Jägerndorf e.V.“ gegründet.
Wir sollten heute bei der Diskussion um die Neufassung der Satzung der SL daran erinnern was der britische Publizist und Autor Victor Gollancz 1946 feststellte: „Sofern das Gewissen der Menschheit jemals wieder empfindsam werden sollte, werden diese Vertreibungen als die unsterbliche Schande all derer im Gedächtnis bleiben, die sie veranlasst oder sich damit abgefunden haben!
Die Deutschen wurden vertrieben, aber nicht einfach mit einem Mangel an Rücksichtnahme, sondern mit dem denkbar höchsten Maß an Brutalität!“
Warum wurden die Unschuldigen bestraft? Warum das Opfer?
Warum all dieser Schmerz?
Was bleibt nach 70 Jahren von dem Schwur der Opfer der tschechischen und polnischen Vertreiber, niemals die Enteignung, Entrechtung und Ermordung als gegeben hinzunehmen, sondern zu ächten und darum zu kämpfen, dass dieses Verbrechen durch den Staat, der sie aufnahm gemäß Völkerrecht rückgängig gemacht wird, wenn Schlüsselworte aus der Satzung:
Im Zeitalter des Internet verlieren Spitzenvertreter sehr stark an Einfluss.
Bei dieser Art einfallslos-monolithische Politik – Doktrin wird unwillkürlich an die alte Volksweisheit erinnert: „Der Gegner liebt den Verrat, verachtet aber den Verräter“.
Wie werden die Nachfolger der tschechischen Verantwortlichen dieses größten und schwersten Verstoßes gegen das Völker – und Menschenrecht es verstehen, wenn das Recht auf Rückgabe der Heimat und des Eigentums sowie Wiedergutmachung durch die Vertretung der Opfer einseitig für gegenstandslos erklärt wird? Welches fatale Signal wird da in die heutige Welt gesendet? Zumal all diese während und nach dem 2. Weltkrieg verletzen Rechte genauestens durch international schon vor dem 1. Weltkrieg gültige Verträge wie z.B. die Haager Landkriegsordnung geregelt sind. Wir dürfen doch zum Schutz all dieser Menschenrechte diese nicht aushebeln, nur um dem Wahn einer zweifelhaften politischen Korrektheit zu dienen! Benes verwendete in seinen Reden mit Absicht das Wort „liquidieren“, seine Landsleute wussten, was zu tun ist.
Rechtsstehende Dekrete sind jetzt noch Teil der tschechischen Verfassung und wurden beim Beitritt Tschechiens zur EU ausdrücklich gebilligt.
Nach der UN-Konvention von 1948 bedeutet Völkermord Handlungen, die in der Absicht begangen werden, „eine nationale, ethische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“.
Nach Außen – in Asien, in Afrika, in der Ukraine, in Russland predigt die EU die Ächtung der Menschenrechte und im eigenen Haus ist sie nicht im Stande, Millionen europäischer Vertriebenen zu ihren grundlegenden Menschenrechten zu verhelfen.
Warnung vor Grunderwerb mit Benes-Garantie
Seit 2011 sind in Tschechien die in den EU-Beitrittsverhandlungen vereinbarten Beschränkungen beim Grunderwerb gefallen. Seither können EU-Ausländer uneingeschränkt Immobilien in den Sudetendeutschen Gebieten erwerben. "Wir fühlen uns verpflichtet vor dem Erwerb aufgrund der Benes-Dekrete enteigneten Häusern, Gründen oder sonstigen Immobilien, Käufer vor einem zweifelhaften, den Vökerrechtsnormen widersprechenden Eigentumserwerb zu warnen".
Edvard Benes, 1945 selbsternannter Staatspräsident und somit Diktator der CSR, sagte bei seiner Hetzrede in Tabor am 3. Juni 1945:
"Ich erteile allen Narodn´ vybor strengen Befehl, unseren Leuten im Grenzgebiet Platz zu verschaffen. Werft die Deutschen aus ihren Wohnungen und macht den unsrigen Platz! Alle Deutschen müssen verschwinden! Was wir im Jahr 1918 schon durchführen wollten, erledigen wir jetzt! Damals schon wollten wir alle Deutschen abschieben. Deutschland aber war noch nicht vernichtet und England hielt uns die Hände, jetzt aber muss alles erledigt werden! Kein deutscher Bauer darf auch nur einen Quadratmeter Boden unter seinen Füßen haben, kein deutscher Gewerbetreibender oder Geschäftsmann darf sein Unternehmen weiterführen! Wir sollten das auf eine etwas feinere Weise zur Durchführung bringen, aber da kam uns das Jahr 1938 dazwischen. All dessen muss sich jeder Narodn'vybor bewusst sein und rasch handeln! Der Öffentlichkeit muss ich noch bei den "Drei Großen" die Bewilligung einholen, aber das ändert nichts mehr, denn es ist schon alles beschlossen".
Vertreibungen sind Unrecht – gestern wie heute - Dem Recht auf die Heimat gehört die Zukunft!
Stellen wir uns an die Seite aller Opfer von Vertreibungen und anderer Menschen -Rechtsverletzungen weltweit. Die Rehabilitation der Opfer von Vertreibung, Zwangsarbeit und Völkermord 1945/1946 durch die Benes-Dekrete der damaligen CSR sowie das Freistellungsgesetz.
Ein Auszug dieser menschenverachtenden „Dekrete“ als Grundlage zur Vertreibung, Enteignung und Raub sowie zu den 278.000 Sudetendeutschen Vertreibungstoten 1945/1946.
Dekret Nr. 5 vom 19. Mai 1945: § 2 (1) Das im Gebiet der Tschechoslowakischen Republik befindliche Vermögen der staatlich unzuverlässigen Personen wird gemäß den weitern Bestimmungen dieses Dekrets unter nationale Verwaltung gestellt
§ 4 Als staatlich unzuverlässige Personen sind anzusehen:
a) Personen deutscher oder magyarischer (ungarischer) Nationalität. Tragen der weißen Armbinde mit schwarzen N (nepritel=Staatsfeind)
Dekret Nr. 12 vom 21. Juni 1945: § 1 (1) Mit augenblicklicher Wirksamkeit und entschädigungslos wird für die Zwecke der Bodenreform das landwirtschaftliche Vermögen enteignet, das im Eigentum steht:
a) aller Personen deutscher und magyarischer Nationalität, ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit.
Dekret Nr. 108 vom 25. Oktober 1945: § 1 (1) Konfisziert wird ohne Entschädigung für die Tschechoslowakische Republik das unbewegliche und bewegliche Vermögen, namentlich auch die Vermögensrechte (wie Forderungen, Wertpapiere, Einlagen, immaterielle Rechte), das bis zum Tage der tatsächlichen Beendigung der deutschen und magyarischen Okkupation in Eigentum stand oder noch steht.
Dekret Nr. 33 vom 2. August 1945: § 1 (1) Die tschechoslowakischen Staatsbürger deutscher oder magyarischer Nationalität, die nach den Vorschriften einer fremden Besatzungsmacht die deutsche oder magyarische Staatsangehörigkeit erworben haben, haben mit dem Tage des Erwerbs dieser Staatsangehörigkeit die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verloren.
(2) Die übrigen tschechoslowakischen Staatsbürger deutscher oder magyarischer Nationalität verlieren die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft mit dem Tage, an dem dieses Dekrete in Kraft tritt.
Gesetz Nr. 115 vom 8. Mai 1946:
Straflos-Stellung von Vertreibungsverbrechen bis zum 28. Oktober 1945
§1 Eine Handlung, die in der Zeit vom 30. September 1938 bis zum 28. Oktober 1945 vorgenommen wurde und deren Zweck es war, einen Beitrag zum Kampf um die Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken zu leisten, oder die eine gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum Ziele hatte, ist auch dann nicht widerrechtlich, wenn sie sonst nach den geltenden Vorschriften strafbar gewesen wäre.
Der Freundeskreis als Träger veranstaltete die Jägerndorfer Tage mit großer Unterstützung der Patenstadt. Unser besonderer Dank gebührt Herrn Bürgermeister Thomas Deffner für die Trauerworte beim Totengedenken beim Jägerndorfer Gedenkstein und Frau Oberbürgermeisterin Carda Seidel für die ermunternden Taten und Worte bei der Festversammlung in der Karlshalle.
Herzlichen Dank im Namen aller Jägerndorfer aus Stadt und Kreis.
Erster Bürgermeister Thomas Deffner und Diether Ertel sprachen Worte des Gedenkens.
1988 wurde der Jägerndorfer Gedenkstein von Herrn Oberbürgermeister Dr. Ernst Zumach enthüllt und von den Jägerndorfer Geistlichen Konsistorialrat Franz Hübel, Pfarrer Walter Eibich und Pastor Herkomer eingeweiht.
In der Erinnerung der Lebenden leben die Toten weiter. Dieser Gedanke hat die Menschen zu allen Zeiten bewogen, sich ihrer verstorbenen Vorfahren, Verwandten, Bekannten und Freunde zu erinnern, und ihnen in ihren Herzen Platz zu geben, damit sie nicht tot und vergessen sind. Sondern trotzdem in der Erinnerung lebendig bleiben!
In dieser Stunde gedenken wir unserer verstorbenen Mitglieder, unserer Ehrenvorsitzenden Margot Rödl, den Vorständen und Beiräten. So gedenken wir unserer Toten, die noch in der Heimat verstorben und dort bestattet sind, denen heute noch der Wind der Heimat ein Lied singt auf vielerorts geschändeten, verfallenen oder von den Tschechen zerstörten Friedhöfen, unter zerbrochen Kreuzen und überwucherten Gräbern. Unsere Gedanken gehen aber auch hinüber zu jenen unserer Toten, die nach Kriegsende bei Massakern willkürlich erschossen, erschlagen und zu Tode gequält wurden, und zu jenen, die Todesmärsche nicht überlebten.
Wir erinnern an die 4 von Tschechen eingerichteten Lager in Jägerndorf, Burgberglager, Lager Troppauer Straße, Türmitzlager, Mösniglager und im Gerichtsgebäude wo viele nach unvorstellbaren Grausamkeiten durch Tschechen getötet wurden. Ehrendes Gedenken gilt den etwa 300 erschlagenen, aufgehängten, erschossenen und an Entkräftung ermordeten Jägerndorf beim Elends-Todesmarsch nach Grulich in Böhmen vom 22. bis 28. Juni 1945. Aus Stadt und Kreis Jägerndorf gibt es etwa 3000 der insgesamt 278.000 Sudetendeutsche Vertreibungstote. Vergessen sind auch nicht die Gefallenen der Heimat.
Unsere Blicke gehen hinüber zu den 800 Ansbacher Bürger die bei den barbarischen amerikanischen Luftangriffen am 22. und 23. Februar 1945 kurz vor Kriegsende noch zu Tode kamen und nebenan in Massengräbern bestattet sind. Nach dem Gebet „ Vater-unser“ legten Deffner und Ertel den Kranz nieder und es folgte das Lied vom „Guten Kamerad“.
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Ertel, sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes, liebe Jägerndorfer!
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich hier in der Karlshalle und danke Ihnen für Ihr Kommen. Heute feiern wir das 60. Jubiläum dieser Patenschaft der Stadt Ansbach für die vertriebenen ehemaligen Jägerndorfer Bürger. Deshalb freue ich mich ganz besonders, die Schirmherrschaft zum heutigen Festakt wie auch in den Jahren zuvor tragen zu dürfen.
Heimat gibt uns ein Gemeinschaftsgefühl, gibt uns Identität und prägt uns für unser Leben. Viele von Ihnen mussten erleben, wie es ist, aus der Heimat vertrieben zu werden und dabei Besitz und geliebte Familienmitglieder zu verlieren. Ich denke hier an das Schicksal meines Großvaters der aus Schlesien stammt und viel über die Heimat berichtete. Dies alles sind Erfahrungen, die man niemandem wüscht.
Über die 60 Jahre Patenschaft merkte die Oberbürgermeisterin an:
„In der Niederschrift über die Stadtratssitzung am Montag, den 21. Juni 1954 um 16 Uhr im Sitzungssaal des Stadthauses Tagesordnungspunkt 418, Seite 177 und 178 wurde die Übernahme der Patenschaft über die Stadt Jägerndorf vom Stadtrat einstimmig beschlossen. Entsprechend dem Wunsch der Landsmannschaft der Jägerndorfer soll am Rat- bezw. Stadthaus das Jägerndorfer Wappen angebracht und bei offiziellen Anlässen die Jägerndorfer Fahne (gelb-weiß-blau) gehißt werden. Die offizielle Übernahme der Patenschaft wird anläßlich des am 17. und 18. Juli in Ansbach stattfinden Kreistreffens der Jägerndorfer am Sonntag, den 18. Juli 1954 im Orangeriesaal erfolgen“.
In der Urkunde heißt es als Begründung für die Übernahme der Patenschaft:"Dieser Beschluss ist getragen von dem Willen, das wertvolle kulturelle Erbgut unserer Patenstadt schützend zu erhalten und damit allen Jägerndorfern eine Stätte lebendiger Verbundenheit mit der alten Heimatstadt zu geben.Gleichzeitig möge dieser Beschluss aber auch einer Stärkung unseres Bewusstseins gesamtdeutscher Zusammengehörigkeit dienen, das uns alle in der sicheren Hoffnung verbindet auf eine friedliche Rückkehr in die geliebte Heimat und Patenstadt".
Letzteres ist bis heute nicht gelungen, die sogenannte "Benesch-Derkrete", in der die Enteignung der Sudetendeutschen legitimiert wir, wurden nicht rückgänge gemacht.
Als Mitglied der jüngeren Generation, hatte ich das Glück, in ein friedliches und wohlhabendes Deutschland hineingeboren zu sein, in dem junge Menschen die Möglichkeit haben, ein Leben in Freiheit, Wohlstand und Selbstbestimmung zu führen. Weil eben sie meine sehr geehrten Damen und Herren, meine lieben Heimatvertriebenen dafür, für uns eine neue lebenswerte Heimat geschaffen haben. Das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen kann und darf nicht der Vergessenheit anheimfallen, schon alleine deshalb nicht, weil sich in der Welt wieder dramatische Szenen wie in Syrien, dem Irak, in Afrika und zuletzt in der Ukraine in ähnlicher Form abgespielt haben und noch immer kein Ende absehbar ist, ähnlich wie es die Jägerndorfer nach dem Zweiten Weltkrieg erleiden mussten..
Wie Sie wissen liegt uns diese Patenschaft sehr am Herzen. Die Jägerndorfer Heimatsammlungen wollen wir weiter unterstützen und die Darstellung über die Vertreibung soll weiter ausgebaut werden.
Als kleine Erinnerung an unser Jubiläum darf ich dem Verein ein Bild des Ansbacher Malers Willi Probst überreichen, der sich vor einiger Zeit intensiv mit Jägerndorf auseindergesetzt hat, passend für die Heimatstuben.
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Seidel, sehr geehrte Frau Bezirksrätin Malecha,
verehrte Festversammlung!
60 Jahre Patenschaft ist eine lange Zeit aber die Gemeinsamkeit besteht seit dem Jahr 1523 durch Markgraf Georg den Frommen und seinem Sohn Georg Friedrich aus dem fränkischen Haus Hohenzollern. Georg war ein Fürst von europäischem Format. Zuerst verheiratet mit der ungarischen Königstochter Beatrix, dann Ansturm der Türken und Verlust der Ländereinen, Vertreibung und seine erste Frau mit Kind starben bei diesen Umwälzungen.
Bekanntschaft mit dem böhmischen König Ludwig II und Erwerb des Fürstentum Jägerndorf.
Beteiligung mit 15.000 Jägerndorfer Soldaten bei der Schlacht bei Mohacs 1526 gegen die Türken. Dabei sind gefallen sein Schwiegervater König Mathias von Ungarn und sein guter Freund der böhmische König Ludwig II. Mit gut ausgebildeten Beamten aus Ansbach wurde das Fürstentum Jägerndorf zum Herzogtum erhoben und sehr erfolgreich in Personalunion verwaltet. Georg könnte, als summus episcopus, ein Bewunderer unserer Landespatrone Cyrill (Konstantin) und Method (Georg) gewesen sein. Cyrill ( 827-869) ein sprachgewandter vom Patriarch Photios I in Konstantinopel ausgebildeter Theologe-Philosoph kam 863 auf Bitten des Mährischen Markgraf Rastiz in die Frontregion des ostfränkisches Reiches an die March. Cyrill setzte sich für die Verwendung der Texte der Heiligen Schrift in den neuen Sprachen ein, predigte gegen Awaren und Hunnen. Martin Luther übersetzte die Bibel ins Hochdeutsch und Georg schloss sich dem an, weil Luther mit gewaltigen Worten gegen die Türken und den Islam predigte.
Erinnert sei am Tag an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation an den 1. Papst Klemens I (50-101) der unter Kaiser Trajan, als Christ, aus Rom vertrieben, deportiert zum Berg Chersones an der Schwarzmeerküste bei Sewastopol und als Zwangsarbeiter Steine für die neue Trajanstadt brechen musste und dort starb. An Cyrill und Method kam die Aufforderung von Papst Nikolaus I (858-867) die Grablege des Klemens ausfindig zu machen und die Gebeine nach Rom zu bringen. Bei der Ankunft hat Papst Hadrian II die Mönche am Stadtrand von Rom freudig empfangen und in einer feierlichen Prozession wurden die Reliquien des hl. Papst Klemens in die Lateranbasilika überführt.
Für Zusammenhänge trifft uns Jägerndorfer immer die „Magische Zwei“ zu. Papst Klemens kannte noch den Apostel Paulus, unsere 2 Landespatrone Cyrill und Method errichteten unsere Kirchenprovinz als Doppelbistum Olmütz und Kremsier, Zwei Ansbacher Markgrafen regierten das Herzogtum Jägerndorf und in Jägerndorf und Ansbach fließen je zwei Flüsse zusammen Goldoppa und Schwarze Oppa, Rezat und Onold. Nach der Vertreibung regten zwei Lehrer Ernst Kober und Thomas Konorza die Patenschaft mit großem Eifer an. Wie in Ansbach von Anfang an Menschen aufeinander zugingen, wie so aus anfänglichem Fremdsein gute Beziehungen wuchsen, Vorurteile abgebaut wurden, wie ein Stück Heimat entstand: „Gemeinschaft muss man auch leben!“ Es wäre interessant neben dem Jägerndorfer Heimatmuseum ein zweites Museum am Rathausareal als Bürger- Begegnungszentrum, mit einer Sammlung durch Ansbacher Bürger, wie im Laufe der Zeit das Bürgertum mit Trachten, Dokumenten und Exponaten darzustellen ist, wie die Vorfahren lebten. Auch schlechte Zeiten wie nach 1806. So ist zu der Oper „Kaspar Hauser“ die Musik von Franz Schubert dessen Eltern aus dem Altvaterland sind.
Zur Wahrung unserer sudetendeutschen Region Jägerndorf/Altvatergebirge erfassen, dokumentieren und analysieren wir die Geschichte wie sie wirklich passierte. Auch wenn die Wahrheit unbequem und politisch nicht in das heutige Political Correctness Zeitbild passt. Wir wehren uns gegen jene Neuhistoriker und Geschichtsfälscher, die die nachfolgenden Generationen vergiften, in dem sie das Andenken an die Heimat und an die gefallenen Väter, Großväter und Urgroßväter schänden und ihnen die schuldige Achtung und Ehrung verweigern. Es gibt uns das Bewusstsein, hier in der Patenstadt, eine neue, aber doch uralte Heimat und das Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Geborgenseins wiedergefunden zu haben. Wie in der Vergangenheit und heute gilt unser herzlicher Dank den Verantwortlichen der Stadt Ansbach.
Im Rahmen des Festaktes 60 Jahre Patenschaft Ansbach – Jägerndorf hielt Rüdiger Hein einen Vortrag über Jägerndorf.
Zuerst ging er auf die geographische Lage der Stadt sowie die beiden Nachbarstädte Hotzenplotz und Ratibor ein. Hotzenplotz, bekannt durch die Kindergeschichten von Ottfried Preußler (Räuber Hotzenplotz) und Ratibor nach dessen Namen das gleichnamige Schoß in Roth bei Nürnberg benannt ist.
Die bewegte Geschichte Jägerndorfs wurde kurz zusammengefasst und beginnt als kirchlicher Besitz des Erzbistums Olmütz. Das Gebiet gehörte dem Deutschen Jahanniter Ritterorden. Die Breslauer und Olmützer Bischöfe beriefen deutsche Ansiedler schon im 12. Jahrhundert an die Grenzen Oberschlesiens. Ebenso auch der mährische Markgraf Wladislaus Heinrich. Nach der Vernichtung durch die Mongolenüberfälle zum Beginn des 13. Jh. heißt Jägerndorf ab 1241, ernannt unter Bischof Friedrich von Olmütz, die Stadt Jägerndorf bis 1945. Natürlich wurde auch auf die Herrschaft des Markgrafen Georg von Ansbach-Brandenburg eingegangen. Dann kamen die Wirren des 30 Jährigen Krieges sowie Reformation und Gegenreformation zum Tragen. Nun musste Jägerndorf auch noch den Krieg zwischen Friedrich dem Großen und Maria Theresia überstehen, der bewirkte, dass Jägerndorf bei den Habsburgern verblieb. Der Brand von 1779 vernichtete die Stadt die überwiegend aus Holzbauten bestand, fast vollständig. Von dieser Katastrophe erholte sich die Stadt nur langsam. Der Aufschwung begann in der 2. Hälfte des 19. Jh. in der sich die Stadt zu der bekannten Tuchmacherstadt entwickelte.
Mit der Zeit bis 1945 wurde Jägerndorf zur Industriestadt mit 57 Großbetrieben.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Begriff „sudetendeutsch“ für die deutschsprechende Bevölkerung geprägt. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges folgte die Vertreibung aller Deutschen und Jägerndorf verlor seinen deutschen Namen. Rüdiger Hein stellte anschließend noch einige bekannte Jägerndorfer vor: z.B. Architekt Leopold Bauer (Denkmal hinter dem Rathaus), den Musiker Gerhard Taschner, Schauspielerin Winni Markus sowie den Bauernbefreier Hans Kudlich. Assistiert von Ute Schlieker wurden Bilder aus der Geschichte und der Vor- und Nachkriegszeit auf der Leinwand gezeigt.
Die Feierstunde wurde musikalisch umrahmt von den 4 Bläsern der Musikschule Ansbach.